. . . titelt heute die Rheinpfalz. Die Enttäuschung für die zahlreichen Aktiven will man sich auch gar nicht ausdenken, wenn es anders gekommen wäre. Immerhin waren just zur Umzugszeit 80% Regenwahrscheinlichkeit gemeldet. Umso schöner, dass sich die restlichen 20 % durchsetzten und die vielen mitgebrachten Schirme überflüssig machten.
Zu den höheren Mächten scheint der neue Bürgermeister also vom Stand weg einen ganz guten Draht zu haben, zeigten sich diese doch von ihrer gnädigen, freundlichen und, passend zum Nordpfälzer Wein, trockenen Seite, angereichert mit ein paar zaghaften, aber durchaus angenehm wärmenden Sonnenstrahlen.
Mitmachappell des Bürgermeisters
„Der Bürgermeister hat seinem Stadtrat vorgeschlagen, sich beim Herbstfest-Umzug geschlossen zu präsentieren. Er schlägt vor, als Fußtruppe den Bürgerinnen und Bürgern Wein auszuschenken und damit den Gästen aus Nah und Fern das gemeinsame Handeln des Gremiums zum Wohl der Stadt zu vermitteln. Dazu beitragen sollen auch einheitliche T-Shirts. Er bittet daher auch gleich noch zur anschließenden Anprobe.“ So oder so ähnlich dürfte das Protokoll über den letzten Tagesordnungspunkt im öffentlichen Teil der letzten Sitzung lauten.
In meinem Beitrag Da kochte der Ratssaal . . . habe ich über diese Sitzung und die teilweise angespannte Situation geschrieben. Ich habe diesen Appell des Bürgermeisters also auch gehört, aber leider wurde der Punkt nicht weiter diskutiert und wegen des nicht öffentlichen Sitzungsteils konnte das Publikum leider auch nicht mehr erleben, ob es noch zu einer Shirt-Anprobe kam. Umso größer daher die Erwartungshaltungen beim Umzug: Kommt es zu einem gemeinsamen „Auftritt“ Aller oder schert eine Fraktion aus?
Gemeinsamkeit von Demokraten auf dem Prüfstand
Klingt anspruchsvoll dieser Satz in diesem Kontext. Ist er auch. Denn noch ist der SPD-Facebookeintrag in Erinnerung, erschienen nach der ersten Sitzung des neuen Stadtrats: „Die leeren Worthülsen des neuen Stadtbürgermeisters, über eine hoffentlich gute Zusammenarbeit aller Fraktionen, kann Vettermann sich schenken.“
Der Appell des Bürgermeisters zur gemeinsamen Teilnahme am Umzug zielte ja gerade auf gute Zusammenarbeit und parteiübergreifende Gemeinsamkeit. Die Resonanz auf diesen Aufruf dürfte daher zeigen, wie sehr den Fraktionen im Stadtrat an einer guten Zusammenarbeit gelegen ist und dürfte damit eine wichtige Frage von Bürgerinnen und Bürgern beantworten:
Können die Fraktionen im Stadtrat zum Wohle der Stadt besser zusammenfinden, indem sie sich gemeinsam an dieser unpolitischen Aktion beteiligen? Oder verweigert sich eine Fraktion und politisiert damit die geplante gemeinsame Aktion durch einen auf reine Konfrontation gebürsteten Kurs?
Eigentlich war ich sehr hofffnungsfroh: Gemeinsam bei einem Umzug mitlaufen und Wein ausschenken als Gradmesser für die Gemeinsamkeit von Demokraten – das sollte doch zu schaffen sein!
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte
Schnell war klar: Die SPD-Fraktion schaffte leider nicht den Sprung über ihren eigenen Schatten. Sie verweigerte sich dem Appell des Bürgermeisters. Die kleine Fotostrecke zeigt sehr deutlich: Die Genossinnen und Genossen im Stadtrat waren nicht bereit, mit ihrer Teilnahme am Umzug, das Gremium „Stadtrat“ gemeinsam zu präsentieren und so für Bürgernähe und kollegialen Umgang miteinander zu werben.
Mit dabei, aber halt nicht „dabei“
Der SPD-Fraktionsvorsitzende setzte, was natürlich sein gutes Recht ist, andere Prioritäten: Statt zu Fuß mit seinen Ratskolleginnen und -kollegen Wein auszuschenken, ließ er sich durchs Städtchen fahren und winkte vom hohen Wagen dem (närrischen?) Volke zu.
Und dann war da noch SPD-Stadtratsmitglied Michael Nehm. Er lief, natürlich auch mit gutem Recht, bei „seinem“ Freundeskreis Rognac mit, dessen Vorsitzender er ist. Der Bürgermeister der Partnerstadt allerdings, M. Stéphane Le Rudulier, war sich nicht zu schade, gemeinsam mit Bürgermeister Vettermann unterwegs zu sein und den Zuschauern Wein zu kredenzen – im gemeinsamen schwarzen Shirt.
Fazit:
Trübe Aussichten . . .
. . . nichts Neues unterm Feuerwerk
Es gibt aber natürlich auch Positives zu bebildern. Deshalb im Anschluss noch ein paar Schnappschüsse. Viel Vergnügen beim Anschauen,
Ihr, wie immer, trotz allem hoffnungsfroher Blogger
Peter Gläser
Keine Frage: ein toller Umzug durch ein schönes Städtchen!
Warum wird so etwas für politische Außereinandersetzungen benutzt?
Muss das sein?? Geht das nicht mehr anders???
Lasst doch jeden mitlaufen, wo er möchte. Es ist doch eine freiwillige Sache!
Zuschauen, klatschen und genießen; das mache ich seit vielen Jahren schon.
Grüße aus Lauterecken
Lieber Herr Grub,
vielen Dank für Ihren Kommentar.
Ja, es war ein toller Zug. Und ja, ich finde es auch total schade, dass der Zug politisch benutzt wurde, dadurch, dass sich ein Teil des Rates dem öffentlichen Appell des Bürgermeisters, als Stadtrat geschlossen Gemeinsamkeit zu demonstrieren, verschloss.
Toll finde ich auch, dass sich die Tradition des Herbstfestes so frisch erhalten hat und immer noch über die Verwaltungsgrenzen hinaus wirkt.
Beste Grüße,
P.Gläser
Sehr geehrter Herr Gläser,
Sie haben meinen Kommentar falsch verstanden.
Mir ist aufgefallen, dass Sie einzelne Teilnehmer kritisieren, die bei ihrer „eigenen“ Gruppe mitgelaufen sind. Oder bei einer anderen Gruppe nicht mitgelaufen sind.
Das sollten Sie einfach unterlassen, weil jeder in seiner Freizeit selbst entscheiden darf, was er tut oder lässt. Jedenfalls solange es sich um eine Umzugteilnahme handelt. Das ist schließlich keine militärische Parade, bei der ein Offizier befiehlt und die „Untergebenen“ marschieren zu haben.
Menschen wie Sie nehmen den Aktiven die Freude an solchen Ereignissen.
Lieber Herr Grub, die Freude an einem Umzug nehmen, ist wirklich das Letzte, was ich möchte. Ich respektiere ja ausdrücklich das Recht der beiden Ehrenamtler, dort mitzumachen, wo sie wollen, genau so wie das Recht Anderer, gar nicht erst mitzulaufen. In beidem liegt natürlich trotzdem eine gewisse „Symbolkraft“. Und auf die hinzuweisen, muss doch erlaubt sein.
Beste Grüße
P.Gläser
Sehr geehrter Herr Gläser,
es geht nicht um „Recht“.
Indem Sie ÖFFENTLICH mit dem „Finger“ auf zwei (oder mehr) Menschen zeigen, stellen Sie deren Tun (bezüglich einer unpolitischen Angelegenheit) in Frage. Genau diese negative Darstellung scheint ihr Ziel zu sein. Es fragt sich eben, warum Sie das tun? Um es politisch zu machen, sonst würde ihr Artikel keinen Sinn machen.
Erlaubt ist das, aber Respekt sieht anders aus!