„Aus zwei mach’ eins!“ titelt die Rheinpfalz am 14.5.2019 wegen der beschlossenen Fusion und schreibt weiter: „Zwei Frauen und drei Männer wollen Bürgermeister(in) der VG Nordpfälzer Land werden. Die RHEINPFALZ hat die Kandidaten auf der malerischen Burg Randeck zum Gespräch zusammengebracht.“ Dort stellten sich die fünf Bewerber für das Bürgermeisteramt den Fragen der RHEINPFALZ.
Wohltuend, beim Frühstück ganz entspannt und in Ruhe lesen zu können, was die Kandidatinnen und Kandidaten zu den verschiedenen Themen zu sagen oder auch nicht zu sagen haben. Es ist ja keine kleine Aufgabe, für die sie sich geeignet oder sogar berufen halten. Und ich, der Wähler, soll nach 3 Seiten Rheinpfalz randvoll mit Statements eine Ahnung bekommen, wem ich die Erledigung der Aufgaben und das Abarbeiten der Probleme am ehesten zutraue?
Wer kennt nicht den Zustand, wenn der Kopf das Brummen anfängt, weil sich Argumente, Begriffe, Floskeln, Emotionales zu einer unbekömmlichen Mixtur vermengen? Mir jedenfalls ging es nach den Interviews genau so. Ich erinnerte mich dann aber, dass die Bürgermeisterstelle im Wochenblatt ja ganz normal ausgeschschrieben worden war, so wie jeder Job der Verbandsgemeinde. Und im Internet war die Stellenausschreibung noch präsent – ich konnte also einfach mal ganz von vorne anfangen und so vielleicht ein wenig mehr Struktur in das ganze verbale Durcheinander bringen.
Da stand in der Anzeige jetzt zwar schon mal schwarz auf weiß, wer da wozu gesucht wurde, aber außer einigen sehr klar formulierten Teilnahme-und/oder Ausschluss-Bedingungen vermisste ich alles, was üblicherweise eine klare Stellenbeschreibung so ausmacht.
Was tun? Ich dachte, es wäre, um sich dem Thema zu nähern, ganz hilfreich, eine eigene Stellenanzeige mit meinen Worten zu formulieren. Dank Internet fand ich auch sofort belastbare Informationen über die Institution Verbandsgemeinde und ihre Aufgaben, Eckdaten der neuen Verbandsgemeinde lieferte die Wahlwerbung der Kandidaten und auch zur Besoldung gibt das Internet zumindest einen groben Überblick. Um es gleich vorweg zu sagen: Ich kam ganz schön ins Staunen!.
Wie ich mir meine Bürgermeisterstellenbeschreibung bastelte
Ich kam echt ins Staunen, als ich die recherchierten Fakten so schwarz auf weiß sah: Das ist ja schon eine ziemlich große FIRMA, um die es da geht. 17600 Menschen, 100 Beschäftigte, 36 Außenstellen . . . mein lieber Jolly: „Eine Aufgabe für Profis!“, dachte ich.
Nachdem ich Zweck und Aufgabenfelder der Firma VG recherchiert hatte und damit die Aufgaben für potentielle Bewerber*innen, musste ich dann doch auch schmunzeln: Mir fiel der Neujahrsempfang der VG ein und da die angeblichen Erfolge, die der noch amtierende Bürgermeister der VG-Rockenhausen in seinem medialen Rückblick auf 2018 angepriesen hatte. Die entpuppten sich jetzt im Nachhinein als die Pflichttaufgaben jeder VG im Laand, waren also „business as usual“ und dass man seinen Job so macht, wie es sich gehört, ist das Mindeste, was erwartet werden kann.
Ein bisschen blieb mir dann die Spucke weg, als ich die Höhe der Besoldung recherchierte und von den Dienstaufwendungen las und an die mit dem Amt verbundenen sonstigen Positonen in vernetzten Gremien, die es auch wieder erlauben, Aufwandsentschädigungen abzurechnen dachte. Andererseits: In Anbetracht der „Firmengröße“ ist es, sofern der Job gut gemacht wird, ja auch wieder gerechtfertigt.
Jetzt fehlte nur noch mein Resümee aus allen Infos: Ich wusste zwar jetzt, was zu leisten ist, aber ich hatte immer noch keine belastbare Ahnung, wer das Zeug dazu hat.
Also bastelte ich mir auch noch eine Zusammenstellung, in der alle Fakten zusammengetragen sind und somit für Jedermann nachvollziehbar, leicht ablesbar und neutral und sachlich einander gegenüberstehen: Eine Checkliste Aller mit allen Angaben, die ich aus Rheinpfalz, Parteienwerbung und Netz zusammengetragen hatte.
Wie ich mir eine Bürgermeister*in-Wahlargumente-Liste bastelte:
Da ist sie also, die Wahlhilfeliste und sie zeigt mit Tanja Gaß ein eindeutiges Ergebnis. Die Pflichtaufgaben sind hochanspruchsvoll, die Verwaltungsprozesse werden immer komplizierter und vernetzter, die Kontrolle der Finanzen spielt eine Riesenrolle – da braucht es zuallererst gediegene fachliche Kompetenz. Wenn dann noch ein wenig Herzblut dazukommt, das sich sowieso alle Kandidaten*innen zubilligten, kann das sicher nicht schaden. Politisch motiviertes Lagerdenken lähmt nur . . .
. . . das braucht kein Mensch (mehr).
Auch aus diesen Gründen hat die CDU Nordpfalz TanJa Gaß in der Mitgliederversammlung in Mannweiler-Cölln einstimmig als Bürgermeisterkandidatin nominiert. Sie ist die kompetenteste Bewerberin für dieses wichtige Amt.
Wie wahr, dieser Kommentar von Peter Gläser im letzten Abschnitt unterhalb der Wahlhilfeliste! Die Erfahrung zeigt, dass parteipolitisches Denken, Handeln, Manövrieren, Jonglieren oft Lähmung und Stillstand bedeuten.
§4 KWG = Kreditwesengesetz … ist sicher ein Schreibfehler
Hallo Frau Daggy, staatliche Institutionen irren selten,
es ahndelt sich um eine ganz offizielle Abkürzung:
K wie Kommunal W wie Wahl und G wie Gesetz – stimmt also!
Trotzdem: Danke für Ihren Kommentar + 20 Punkte fürs aufmerksame Lesen!
Sehr geehrter Herr Gläser,
ich bewundere oft Ihre präzisen, direkten und furchtlosen Leserbriefe in der Rheinpfalz und lese somit auch fleißig Ihren Blog.
Bei diesem Kandidatencheck machen Sie allerdings -in meinen Augen- ein paar sachliche Fehler und offenbaren Ihr offensichtliches Votum pro CDU oder zumindest gegen die SPD.
Ein ehrlicher und sachlicher Kandidatencheck hätte auch die bisherige Erfahrung von Herrn Cullmann als VG Bürgermeister als Erfahrung aufgezählt. Diese Jahre darf ein unparteiischer Kandidatencheck nicht unter den Tisch fallen lassen.
Ich persönlich teile auch nicht Ihre Auffassung, dass Erfahrung in einer Verwaltung eine/n gute/n Bürgermeister/in ausmacht. Das Gegenteil kann sogar der Fall sein. Nach Ihrer Auffassung wäre jeder erfahrene Mitarbeiter auch ein guter Chef. Das sehe ich nicht so.
Ich bin sogar der Meinung, dass wir zu viele Beamte in der Politik haben. Menschen, die sich am Anfang ihrer Berufswahl für eine Sicherheit, manche würden Bequemlichkeit sagen, entschieden haben. Für mich persönlich ist dies schon ein Ausschlusskriterium um ein guter Bürgermeister/Politiker zu werden. Ich hätte gerne Menschen in der Politik, die Erfahrung durch Leben haben, die in ihren Leben auch mal was gewagt und erreicht haben und nicht immer nur aus einer gewissen Sicherheit heraus agiert haben. Sinngemäß haben das in den letzten Jahrzehnten auch mal Helmut Schmidt und zuletzt Christian Lindner so geäußert. Ich hätte nichts gegen einen Peter Gläser in der Politik (weil ich Ihre Meinung und Ihre Intelligenz sehr schätze). Ein Grund, warum ich auch finde, dass z.B. Werner Dietz absolut unverzichtbar in der Rockenhausener Politik ist.
Als Bürgermeisterkandidat möchte ich meiner Region, für die Menschen in meiner Umgebung und meiner Heimat dienen. Schlecht, wenn man dann selbst nicht hier wohnt. Was vor Jahren noch gegen Margit Conrad sprach, spricht auch heute gegen Tanja Gaß. Ich persönlich frage mich immer, warum hier? Warum möchte sie nicht in der Verbandsgemeinde Bürgermeisterin werden in der sie wohnt? Dort was verändern wollen, wo es sie oder ihr Umfeld betrifft? Klar, bei uns war die Gelegenheit da, überzeugt mich halt eben nur nicht. Eingesetzt vom Landrat, von langer Hand geplant, der sich -in meinen Augen- gerade gegen unsere Verbandsgemeinde stellt, in dem er z.B. durch die Verlegung der inneren Abteilung vom Krankenhaus Rockenhausen die Region schwächt.
Meine Entscheidung in der Kandidatenfrage fällt auf den Bewerber, der in den letzten Jahren Herzblut und Engagement für unsere, für meine Region gezeigt hat. Das ist es, was auf kommunaler Ebene zählt. Ich bin nicht in allen Fragen einer Meinung mit Herrn Cullmann gewesen, aber als Einwohner von Alsenz oder Rockenhausen kann man sich darauf verlassen, dass er versucht im Sinn unserer Heimat zu arbeiten.
Wenn Herr Cullmann und die SPD jetzt noch anerkennen würden, dass Ideen und Vorschläge von anderen Parteien oder Ratsmitgliedern nicht automatisch schlecht sind, dann bräuchte es m.M.n. keine Gegenkandidaten mehr. Manches Mal habe ich mich die letzten Jahre darüber schon geärgert.
Danke für Ihren Kommentar, Herr Leitsbach, und auch für die „Blumen“.
Schön, dass auf diesem blog langsam ein Dialog zustande kommt. Es wäre noch schöner, wenn viele Leser*innen sich daran beteili-gen. Es ist kein Wahl-blog, ich werde ihn nämlich auch nach der Wahl weiterbetreiben.
Zum Vorwurf fehlender Sachlichkeit beim Kandidatenscheck: Der Check resultiert ja aus der Fiktion einer „echten“ Bewerbung für ein Amt, das per Gesetz „Konzentration und Stärkung der Verwaltungskraft“ als Wesensschwerpunkt hat. Verwaltungserfahrung wäre also, bei einer „normalen“ Bewerbung, DAS Hauptkriterium. (Sein Vorgänger wurde mit seinem Jurastudium dieser Anforderung gerecht.) Und sachlich korrekt ist, dass Herr Cullmann nun mal gelernter IT-ler ist und kein gelernter Verwaltungsmensch. Deshalb ist in dieser Rubrik nichts eingetragen, dafür ist in der Zeile „Politische Ämter“ seine Tätigkeit als VG-Bürgermeister und VG-Beigeordneter dargestellt.
Zu der vermuteten CDU- oder FDP-Affinität: Die beiden SPD-Kandidaten haben, so unterschiedlich sie sonst sein mögen, eines gemeinsam: Ihnen geht die Kritikfähigkeit und die Bereitschaft zur Ideenakzeptanz von politischen Mitbewerbern völlig ab, wobei sie es nicht versäumen, bei jeder Gelegenheit das Gegenteil zu behaupten. Als relativ regelmäßiger Sitzungsgänger weiß ich, wovon ich spreche, ich habe das schon oft genug erlebt, und Sie ja eigentlich auch.
Jetzt im Wahlkampf geben sich Beide in der Attitüde des zupackenden Machers und spielen mit den Emotionen von Bürgerinnen und Bürgern. Populistisch wäre, wenn sie einfache Antworten liefern würden. Aber sie liefern ja wenig bis keine Antworten, dafür vor allem Problembeschreibungen und Selbstdarstellung. Und damit kann ich nichts anfangen.
Ich kann aber was anfangen mit Menschen, die ich als unbefangen und offen erlebe. Und das sind aktuell die anderen Kandidaten*innen – insofern haben Sie Recht mit Ihrer Vermutung, allerdings spielt die Partei dabei keine Rolle. Diese Bewerber haben ebenfalls genug von denen, die ihr politisches Selbstverständnis hauptsächlich auf eine jahrelange absolute Mehrheit und die Wahrung des eigenen Machtanspruchs gründen.
Beste Grüße, Peter Gläser
Lieber Sven Leitsbach,
ich antworte Dir nur wegen dem letzten Absatz Deiner Einlassung. Herr Cullmann aber auch Herr Seebald haben bislang keine Toleranz gegenüber anders Denkenden gezeigt. Mit KH Seebald habe ich 40 Jahre Erfahrung , Cullman habe ich den gemeinsamen Fusions Ausschüssen kennen gelernt Habe den beden in einer früheren Stellungnahmes chon einmal empfohlen die Worte von Willi Brand zu beherzigen, der einmal gesagt hat: Wir müssen wieder “ Demokratie lernen. „. Vielleicht lernen die beiden das noch, wenn es keine absoluten Mehrheiten für die SPD mehr gibt und die FDP , was ich fast nicht erwarte, wieder den Steigbügelhalter macht.