Der Wahlkampf läuft auf Hochtouren. Die Zeitung liefert täglich: Statements, Kommentare, Videos, Porträts von Kandidatinnen und Kandidaten. Dazu Haustürbesuche, Flyer, Facebook. Das ist normal und eigentlich immer so. Die SPD setzt, und das ist neu, diesmal voll auf „Emotion“.

Fotomontage: P.Gläser – Text: www.ggr-law.com

Auf seinen Plakaten lässt Michael Cullmann Kinder für sich sprechen. Das ist (vermutlich) keine Kinderschutzfrage, aber ganz sicher eine Geschmacksfrage. Kinder sind zwar allgegenwärtig in der „normalen“ Werbung und Wahlkampf ist letztlich ja auch nichts anderes als Werbung. Aber in der Politik sollte m.E. ein höherer Anspruch gestellt werden, statt billige Gags auf Kosten Anderer (und Schwacher) zu inszenieren. Wenn so geworben wird, dann geht es nicht um Klartext statt bla bla, sondern es geht um Emotionalität und bla bla.

Bla bla auch die Slogans der „städtischen“ Plakatkampagne: Mensch. Macher. Bürgermeister. Unser Mann. Wie mag sich ein Bürgermeister selbst sehen, der nach 30 Jahren im Amt nochmal antritt und diese Banalitäten als Leitmotiv über seine Kampagne stellt und sich so präsentiert?

„Sie reden von der Verantwortung gegenüber dem Gemeinwesen … Tatsächlich aber halten viele sich selbst für das Maß aller Dinge und glauben, sie seien unersetzlich.“ (Rolf Gauweiler „Ich bin dann mal da“, Rheinpfalz am Sonntag vom 8.7.2018 über die Schwierigkeit, selbst zurückzutreten.)

Fotos: Facebook, Rheinpfalz – Fotomontage: P.Gläser

Populär und volksnah setzen sich vor allem die SPD-Bewerber selbst in Szene. Sie drapieren sich mit netten Menschen, die jeder kennt, mit Menschen, die wegen ihres Bekanntheitsgrades und/oder wegen ihrer Stellung Multiplikatoren-Dienste erfüllen sollen. Und das, ob diese wollen oder nicht. Denn wer traut sich schon „nein“ zu sagen, wenn die „Bosse“ fürs Fotoshooting anfragen?

Foto: P.Gläser

„Behandel den Anderen wie du selbst behandelt werden möchtest.“ Das ist eine weise Empfehlung für den Umgang mit Freunden, guten Bekannten oder auch beruflich locker verbundenen Menschen. Dazu gehört, dass man ultimative Fragen, die in ein auswegloses „für oder gegen“ münden, gar nicht erst stellt. Das hat auch was mit Stil zu tun. Aber was heißt schon Stil, wenn es um Stimmen geht?

Es müssen alle für die Stimmenjagd herhalten – Kinder (gerne auch die eigenen), voll im Leben stehende Frauen und Männer (Shooting-Opfer!?) und selbst alte Menschen, denen der VG-Bürgermeister beim morgendlichen Pflegebesuch der Sozialstation seine Aufwartung macht.

Amerika lässt grüßen . . .