„Ende einer Ära“ hat es seine ehemalige Vorgesetzte Friederika Will (inzwischen eine gute Freundin) genannt. Er sieht es eher als Durchstarten. Er – das ist Uwe Naumann, gelernter Fernmeldemonteur, stadtbekannter Espressotrinker und Trabifahrer, ehemaliger deutscher Meister in „Chinesische Waffenkunst“ (Schwert und Stock), Fotograf und Erotikpoet, Kunstpfeifer und bis zum 21.7.2019 eloquenter und tatkräftiger Mitarbeiter im Museum Pachen, Rockenhausens auch überregional bekanntem Vorzeigemuseum mit deutscher Kunst des 20. Jahrhunderts.

Foto: P.Gläser

Das Interview ist nicht unser erstes Treffen. 1000sassa Uwe war auch als Nachbar ein stets vergnüglicher Gesprächspartner.
Fotos: P.Gläser

Stadt und Museum werden also künftig auf ihn verzichten müssen. Der Wechsel im Bürgermeisterzimmer, so versichert er, war nicht der Anlass für seinen Absprung. Er war aber eine passende Gelegenheit, denn aufgehört hätte er sowieso noch in diesem Jahr, denn seine Leidenschaft – die Schauspielerei – erfordert inzwischen den ganzen „Knautz“.

Die Figur des Herrn Knautz, eines sadisitschen JV-Angestellten, hatte er in der Serie „Richter Alexander Hold“ so überzeugend verkörpert, dass sie eine der meist gezeigten Folgen-Wiederholungen bei Sat1 wurde. Und deshalb begrüßt ihn so mancher Nordpfälzer auch heute noch scherzhaft mit diesem Namen. Wie fies der Knautz war, zeigt ein Klick auf den Link:

https://www.youtube.com/watch?v=dbcrWPkNvZI&feature=youtu.be

Und so wie den braven Richter Hold lernte er viele der damaligen TV- und Talk-Größen kennen, auch die Richterkollegin Salesch und Verona „peep“ Feldbusch, die einen Film über ihn drehte, als er noch auf dem Campingplatz in Gerbach lebte.

Die Eröffnung der „Galerotika“ markierte dann eine Cäsur, der Unruhegeist in ihm stellte sich neuen Herausforderungen und wurde nach und nach auch zu einem Begriff in der regionalen Kunstszene, organisierte künstlerische Performances im stillgelegten Hallenbad und war Mitglied einiger regionalen Künstlergruppe, der aber kein langes Leben beschieden war.

Uwe – der Bildjournalist

Seine Aktivitäten ließen letztlich auch die Verwaltung aufhorchen, seine Mitarbeit im Team des Museums Pachen ließ dann auch nicht mehr lange auf sich warten.

Nicht nur als „Mädchen für Alles“ im künstlerischen Umfeld aktiv, sondern auch als Kunstpfeifer bei der Nacht der Museen.
Foto: Toni (Musiker: Jutta Mohorto und Mann)

Im Interview nach seinen persönlichen Highlights befragt, bedarf es keiner langen Bedenkzeit: Die Ausstellungen des Nachlasses von Hilde Mayer (Landau) mit Werken weltbekannter Künstler und „Bewegte Momente“, eine Ausstellung des Künstlers Gérard Koch, Sohn eines Kaiserslauterer Juden, der sich vor den Nazis nach Frankreich und später Israel retten konnte, bezeichnet er als die für ihn bedeutsamsten Events. Unvergessen sind ihm seine nächtliche Fahrten nach Paris mit einer Ladung hochwertiger Kunst im Kofferraum, seine Begegnungen mit Künstlern und Mäzenen und die Zusammenarbeit mit der Kunsthistorikerin Valéry Fedotova.

Quelle: Naumann – WoBla
Ausstellung des Nachlasses von Hilde Mayer (Landau) Familie Mayer und Kunsthistorikerin Valery Fedotova (3.v.l.) Foto: Uwe Naumann
Künstler Gérard Koch und eines seiner Werke
Foto: Uwe Naumann

Uwe Naumann hat inzwischen seinen Museumsschlüssel abgegeben. Das immer knappe Kultur-Budget der Stadt ließ nur seine stundenweise Beschäftigung zu, Überstunden en masse waren mit den Vorbereitungen für die Ausstellungen daher zwangsläufig immer angesagt. Kunstwerke aus- und wieder einpacken, alles dokumentieren, Löcher zugipsen und überstreichen, neue Löcher bohren, Bilder hängen und auf Künstlerwunsch auch wieder umhängen, zuletzt in immer schnelleren Wechsel der Ausstellungen.

Ausstellung „Bewegte Momente“: Künstler Gérard Koch mit Ehefrau und Sohn
Foto: Uwe Naumann

Ohne die bewährte Unterstützung seiner Kollegin Elke Gänßinger und seines Freundes Werner Theodor Otto, eines Diplombibliothekars und wandelnden Kunstlexikons, wäre das nicht zu schaffen gewesen, gesteht er. Sie waren es, die einsprangen, wenn seine immer mehr Zeit erfordernden Engagements als Schauspieler dies notwendig machten. Immer öfter brannte dann auch im Museum das Licht in den Nachtstunden, wenn er nach der Vorstellung auf einer seiner Bühnen noch seinen Museumspflichten nachkam, zugesagt ist schließlich zugesagt . . .

Kunsthistorikerin Valéry Fedotova und Diplombibliothekar Werner Theodor Otto Foto: Uwe Naumann
Elke Gänßinger – die hilfreiche Seele
Foto: Uwe Naumann

Es war also „höchste Zeit“ aufzuhören, wenn er sich zwischen all den Herausforgerungen nicht aufreiben wollte. Daher will ich wissen, ob er auch einem wiedergewählten Bürgermeister Karl-Hainz Seebald gekündigt hätte? „Bis Ende des Jahres hätte ich ihm vermutlich noch die Stange gehalten – unsere Zusammenarbeit war ja immer prima.“ So aber nutzte er dessen Abgang auch für seinen Abschied von „seinem Museum“.

Die Frage, wie er denn seine Pachen-Zeit rückwirkend bewertet und für sich selbst einordnet, fällt Naumann-typisch knapp und treffend aus:

„Schee war´s!“

Seinem Theater-Publikum bleibt er natürlich erhalten, also keine Angst, liebe Leserinnen und Leser. Er hat neue Ideen im Köcher, die Bühnen im Umkreis, aber auch weiter entfernte Spielorte sind auf ihn aufmerksam geworden, die Anfragen und Engagements mehren sich. Gleich ob als „Daddy“ in der Bücherhütte oder als Schwerenöter in einer verwickelten Beziehung im roten Saal in der Donnersberghalle – unser kunstpfeifender Uwe macht immer eine gute Figur. Und jetzt, mit einem ordentlichen Quäntchen Mehr an Zeit erst recht: „Versprochen!“ Uwe gehört das letzte Wort.

Und das letzte Stück meiner Melone? Auch das ist seins. So isser halt.

Foto: P.Gläser



Noch mehr Uwe 1000sassa:

Noch viel mehr über den Kunstpfeifer und seine Schauspielerkarriere steht unter: https://www.theapolis.de/de/profil/uwe-naumann

Flyer zur Ausstellung im ehemaligen Hallenbad
Ausstellung im ehemaligen Hallenbad – Der Künstler mit Lampenfieber
Ausstellung im Hallenbad – Des Künstlers „Bad“ im Publikum


Rheinpfalz vom Donnerstag, 18. September 2014 Kirchheimbolanden:

Vom Fernmelder zum Schauspieler

Der lange Weg des Rockenhausener „Erotikkünstlers“ Uwe Naumann auf die Bühne des Alzeyer Gerry-Jansen-Theaters Von Reiner Bohlander

„Telekommunikationär“, Kickboxer, Aussteiger, „Erotikkünstler“, Tourguide im Museum Pachen – Uwe Naumann ist ein Mann mit vielen Facetten. Doch in diesem Jahr hat sich der 60-Jährige endlich seinen Kindheitstraum von der Bühnenschauspielerei erfüllt. Der Rockenhausener spielt seit März beim Alzeyer Gerry-Jansen-Theater in der Komödie „Alles begann mit dem Eiermann“ eine tragende Rolle.

„Seit ich ein kleiner Junge war, ist die Schauspielerei mein großer Berufstraum gewesen“, sagt Uwe Naumann. Er habe als Jugendlicher die Möglichkeit gehabt, professionellen Unterricht zu bekommen. In seiner Geburtsstadt in Mannheim spielte er als Teenager in einer kirchlichen Theatergruppe mit. Die Chance, sich seinen Traum zu erfüllen. Er war ihr ganz nahe. „Eine Ordensschwester hat meinen Eltern empfohlen. mich auf eine Schauspielschule zu schicken. Aber leider hat mein Vater damals gesagt: ,Junge, du musst etwas Gescheites lernen.’ Verübeln kann ich es ihm nicht“, erzählt Naumann und schmunzelt: „So wurde ich nach meinem Abitur statt Schauspieler eben ,Telekommunikationär’.“ 15 Jahre arbeitete er als Fernmelder bei dem bekannten deutsche Unternehmen.

Als Ausgleich machte Naumann Kampfsport. Das Kickboxen wurde damals seine große Leidenschaft. In Mannheim betrieb er sogar eine Kampfschule. „Es gibt auf meinem Computer ein Bild, wie ich dem ehemaligen Kickbox-Weltmeister Ferdinand Mack einen Pokal überreiche. Das war 1990“, schwelgt er heute noch gerne in Erinnerungen. In seiner „Galerotika“ in Rockenhausen hängt auch ein großes Foto, das ihn selbst als Kickboxer zeigt. „Damals hatte ich noch Idealgewicht“, lacht Naumann und betont: „Das waren wirklich schöne Zeiten.“

Doch Naumann hat auch die schlechten Tage erlebt. Und das mehr als genug. Irgendwann war ihm alles zu viel. Plötzlich musste er weg aus Mannheim, weg aus seiner Umgebung, einfach fort. „Ich habe einige Zeit in Gerbach auf dem Campingplatz gewohnt. Ganz allein. Ich bin sozusagen untergetaucht.“ Es sei keine einfache Zeit gewesen, gibt er zu. Naumann fertigte Skulpturen und Fotografien, Bilder in seinem Wohnwagen an und verkaufte sie in der Umgebung. Die Erotik war dabei schon immer ein ganz großes Thema. „Ich habe verliebte Pärchen angesprochen, ob sie nicht Lust hätten, Modell für mich zu stehen. Viele haben das Angebot angenommen“, sagt er. Naumann fertigte Werke an, die heute noch in seinem Museum, der „Galerotika“ in Rockenhausen, stehen. Da ist zum Beispiel die „Eierstockskulptur“, die er für ein Krankenhaus in der Umgebung anfertigte und die dort auch ausgestellt wurde. Oder die Zentauren, Figuren halb Mensch, halb Tier.

Naumann betätigte sich außerdem als Schriftsteller. Wenn eine Familienfeier oder Hochzeit war, schrieb er schon vor seiner Zeit als Aussteiger gerne frivole Texte zur Veranstaltung und machte sich für seinen „Buschismus“, wie er seine Kunst nennt, einen Namen. Im Wohnwagen in Gerbach schrieb der selbst ernannte „Erotikpoet “ verstärkt Gedichte. „Alles im Stil von Wilhelm Busch“, so der Künstler.

1996 stieß Naumann bei seiner routinemäßig Suche nach männlichen und weiblichen Modellen für seine Kunst in Rockenhausen auf ein Team des Fernsehsenders RTL II. „Plötzlich ging es ganz schnell. Für die bekannte Sendung ,Peep’ wurde ich porträtiert. Anschließend bekam ich Angebote aus dem Fernsehen. Plötzlich war der Traum von der Schauspielerei wieder real.“ Naumann spielte von 1998 bis 2001 in verschiedenen Serien als Kleindarsteller mit. Es waren kleine, kurze Rollen. Mehrmals als Bösewicht in Gerichtssendungen wie „Richter Holt“ oder „Barbara Salesch“. „Das war schon eine nette Erfahrung“, sagt Naumann heute.

Nebenbei arbeitete er weiter als Erotikkünstler. 2001 eröffnete Naumann die „Galerotika“ in Rockenhausen. Er führte Lesungen mit dem Titel „Wilhelm Busch versus Eritik“ durch, veröffentlichte humorige und satirische Texte unter anderem im Nordpfälzer Magazin „Willi“. „Rockenhausen ist meine zweite Heimat geworden“, sagt Naumann, der mittlerweile im Museum Pachen als Tourguide arbeitet. „Nachdem die Angebote als Kleindarsteller im Fernsehen weniger wurden, habe ich bei lokalen Theatergruppen gespielt. Aber so etwas wie das Gerry-Jansen-Theater in Alzey war für mich damals ganz weit weg.“

Quelle: Rheinpfalz vom 18.9.2014

Im vergangenen Jahr aber ging der Traum der professionellen Schauspielerei für Naumann in Erfüllung. Er stellte sich einfach bei Gerry Jansen vor. Vorher nahm er bei einer Wiener Burgschauspielerin Schauspiel-Unterricht. „Als ich kam, hat Jansen mir gesagt, dass ich eine Ähnlichkeit mit dem Eiermann aus seiner Kindheit hätte“, sagt Naumann. Der Theaterboss stellte ihn sofort ein und bekam durch den 60-Jährigen die Idee zum Stück „Alles begann mit dem Eiermann“. Seit März steht Naumann dort nun in der Rolle des „Kai Gack “ drei bis viermal die Woche auf der Theaterbühne. – und lebt seinen Traum. „Ich bin Gerry Jansen wirklich sehr dankbar, als alter Seiteneinsteiger in die Schauspielerei ist das eine Chance, die man vielleicht nur noch einmal bekommt“, sagt Naumann.

Foto: Homepage Uwe Naumann
Ein Käfig voller Narren
Foto: Homepage Oststadt Theater Mannheim

Uwe im „Käfig voller Narren“ (und im zugehörigen Trailer ab sec.50): https://www.youtube.com/watch?v=jTQxcAKYeJc&feature=youtu.be

Noch mehr Pachen

„Im letzten Jahr hat die Volkshochschule Kaiserslautern in Zusammenarbeit mit der Stadt Rockenhausen im Museum Pachen eine vielbeachtete Ausstellung mit Werken des französischen Künstlers Gérard Koch mit pfälzisch jüdischen Wurzeln veranstaltet. Im Nachklang gibt es nun ein Video der Ausstellung von Vincent Koch.“ Am 18.03.2013 veröffentlicht unter:

https://www.youtube.com/watch?v=6izya055Glg&feature=youtu.be

Weitere Informationen rund um das Museum Pachen auf der Homepage der Verbandsgemeinde Rockenhausen:

https://www.rockenhausen.de/vg_rockenhausen/Kultur,%20Tourismus%20&%20Freizeit/Museen/Museum%20Pachen/

Informationen auf der Homepage des „Kunstportal Pfalz“:

https://www.kunstportal-pfalz.de/de/veranstalter/profil-stadt-rockenhausen-museum-pachen/27/oid,1311/bid,1331/profil-stadt-rockenhausen-museum-pachen.html

Informationen zum Sammler Heinz Pachen auch auf Wikipedia:

https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Pachen