Ich lebe jetzt seit 40 Jahren hier. Als ich hierherzog, waren die Wunden noch sehr frisch, die aus dem Verlust der Funktion „Kreisstadt“ resultierten. Später, als die Sparkassen fusionierten oder bei der Entwicklung der Krankenhäuser, brach das wieder auf. Hüben wie drüben hörte ich längst nicht nur spaßig gemeinte Gehässigkeiten über die jeweils andere Seite des Donnersbergs.
In die gleiche Kategorie gehören für mich die kaum humorigen, dafür umso bösartigeren Spitzen des Protokollers bei der Prunksitzung (zuletzt die unsägliche Guth-kritik) oder die fein-abfälligen Bemerkungen des Stadtbürgermeisters bei jeder passenden und oft auch unpassenden und auch öffentlichen Gelegenheit. Vieles davon konnte man auch schon im Laufe der Jahre in der Rheinpfalz unter „wörtlich“ im Originalzitat lesen.
Verstanden habe ich das bis heute nicht, nachvollziehen kann ich es sowieso nicht – nur registrieren. Und was das Registrieren betrifft, da hatte ich heute einge ganze Menge zu tun:
Ich habe telefoniert. Am anderen Ende der Leitung ein ganz normaler Bürger dieser Stadt. Vielfältig engagiert, auch ehrenamtlich und „überall dabei“, wie man so sagt. Wir sprachen über dies und das, was man halt so erzählt, bevor man auf den eigentlichen Grund des Anrufs zu sprechen kommt. Wir sprachen – natürlich – auch über die aktuelle politische Situation.
Er kennt meinen Blog nicht, zumindest hat er mich nicht darauf angesprochen und bezeichnete sich selbst als eher unpolitisch. Trotzdem war natürlich die Wahl am kommenden Sonntag ein Thema. Und dann hörte ich diesen Satz:
„ Das ist ja bestimmt ein ganz nettes Mädchen (er meinte Frau Gaß) und die ist bestimmt auch nicht schlecht, aber verschiedene Leute (er meinte „verschiedene“ Ortsbürgermeister und VG-Mitarbeiter) hätten schon gesagt, dass dann, wenn die dran käm´, der Einfluss von Kerchem noch größer würde!“
Au weia!
Ich wage zu hoffen, dass Sie jetzt genau so platt sind, wie ich es war. Da laufen im 21. Jahrhundert erwachsene Menschen herum und erzählen anderen erwachsenen Menschen in vollem Ernst so einen Blödsinn von den bösen Seelenfängern hinterm Berg. Leute macht die Türen zu – die Kerchemer klauen eure Kinder! Der Guth macht Rockenhausen platt und es Tanja ist seine Mata Hari!
So geht´s , wenn die Gemeinsamkeit beider Seiten des Bergs nur bei Sonntagsreden beschworen wird, aber nicht gelebt wird und auch nicht gewollt ist. Das fängt mit K – wie Klimaschutz an und geht mit K wie Kunst weiter. Aber vielleicht dazu demnächst mal mehr . . . Bis dahin passen Sie bitte auf sich auf und . . .
Nicht umsonst gehofft! Bin genau so platt wie Herr Gläser!