Der Krieg ist auch bei uns angekommen. Wer auf www.verkehr.rlp.de versucht, etwas über die aktuelle Verkehrslage entlang der A6 zu erfahren, wird enttäuscht. Die LiveCams sind aus Sicherheitsgründen abgeschaltet. Wer glaubte, der Krieg in der Ukraine sei weit weg, der wird hier eines besseren belehrt: Dieser Krieg ist verdammt nah! Die Kameras sind abgeschaltet, damit der Feind nichts ausspionieren kann. Zuerst musste ich lachen, von wegen „typisch Militär“, dann wurde ich nachdenklich und machte einen Screenshot, aber dann kam mit Macht der Zorn auf den Aggressor in Moskau und mein Screenshot mutierte zur Karikatur. Gleichzeitig empfand ich ein Gefühl von latenter Gefahr. Ein Gefühl, dessen ich mich aus meiner Jugend noch sehr sehr deutlich erinnere.

Da gab es mal eine „Landeszentrale für Heimatdienst“ (Saarland) in den frühen Sechzigern des vorigen Jahrhunderts. Die zog durch die Schulen, predigte Freiheit und Demokratie und warnte vor der SBZ, der sowjetisch besetzten Zone, den Russen und der Gefahr, ausspioniert zu werden.

In den Schulferien verdienten sich mein Freund Rudolf und ich bei eben dieser Landeszentrale ein Taschengeld, indem wir aus dem Telefonbuch wahllos Adressen auf Briefumschläge schrieben, in die wir dann Einladungen eintüteten, die einen bunten Bürger:innen-Querschnitt zum Tag der Deutschen Einheit einluden, der am 17.Juni im Deutsch Französischen Garten mit großem Programm über die Bühne ging. Dort wurde der Argwohn gegenüber der SBZ und dem Ostblock inbrünstig gefeiert und geschürt, so wie auf der anderen Seite vermutlich umgekehrt. Propaganda halt – hüben wie drüben.

Immerhin reichten die Aktivitäten der Landeszentrale aus, das Gefühl einer latenten Gefahr wach zu halten. Und jetzt, 2022 im April, war es wieder da, dieses Gefühl. Die Kameras an der A6 sind aus Sicherheitsgründen abgeschaltet – unglaublich.

Quelle: Die Rheinpfalz – Wirtschaft – 4.5.2022

Panik machen gilt nicht„, das ist wohl richtig, aber ein Gefühl für den Ernst der Lage sollten schon alle entwickeln. Und verstörend ist es schon, die Prozentzahlen zu lesen, die die Bereitschaft, sich beim Umgang mit Energie einzuschränken abbilden. Sie waren (ausgerechnet heute am Erdüberlastungstag) in der Rheinpfalz zu lesen und wollen so gar nicht zu den erfragten Prozentzahlen derer passen, die für den sofortigen Stopp von russischen Energieimporten plädieren. Und alles zusammen passt ja sowieso nicht zur drohenden Klimakatastrophe.

Da läuft also gerade alles grundverkehrt. Diese Gewissheit beschäftigt nicht nur mich und vermutlich Sie, liebe Leserinnen und Lesser, sondern auch die Kunst und hier insbesondere auch Cartoonist:innen und Karikaturist:innen.

Ich bekam heute einen Newsletter (und das war eigentlich die Initialzündung für diesen Beitrag) von toonpool.de, einer Seite für das Thema Karikaturen. Die Blog-Überschrift THE WAR BELIEVED DEAD stammt aus diesem Newsletter und betrifft eine Ausstellung, in der die jüngsten und „besten“ von toonpool ausgewählten Karikaturen zum Ukraine-Krieg gezeigt werden. Und da die Ausstellung auch virtuell zu besichtigen ist, will ich sie Ihnen, liebe Leserinnen und Leser auch nicht vorenthalten und auch ans Herz legen. Der Viedo-Clip dauert 15 Minuten:

THE WAR BELIEVED DEAD – YouTube

toonpoll schreibt im Begleittext: Wir freuen uns, ein Projekt ankündigen zu können, das die besten CARTOONS ÜBER DEN KRIEG IN DER UKRAINE sammelt. Die Sammlung wird als VIRTUELLE AUSSTELLUNG (Diashow) im Schaufenster einer öffentlichen Galerie (schauraum: comic + cartoon) in Dortmund / Deutschland an einem stark frequentierten Ort gegenüber dem Dortmunder Hauptbahnhof präsentiert. Laufzeit: 4. Mai – 30. Juni 2022. Mit Frieden & Lächeln, Vanessa (Admin)

Ich schließe mich diesem Wunsch der Administratorin gerne an.

Ihr Peter Gläser