Auf dem närrischen Stadtrundgang im letzten Beitrag hatte ich zunächst auch ein paar Fotos von Plakaten der Partei platziert, die zwar demokratisch gewählt wurde, sich aber die Abschaffung dieser Demokratie auf ihre Fahnen geschrieben hat (das an sich unschuldige Wörtchen „Fahne“ gewinnt im Zusammenhang mit dieser demokratiefeindlichen Organisation sofort ein eigenartiges Geschmäckle). Und ich hatte zunehmend das Gefühl, dass die Beschäftigung mit diesen Plakaten unter „närrisch“ deplatziert ist. Spätestens wenn der Punkt kommt, an dem man sich für die Plakate-Kleber fremd schämt, ist einfach Schluss mit Lustig.

Alle Fotos und Fotomontagen dieses Beitrags: Peter Gläser

Protestwählen ist doof

Bürgerinnen und Bürger, die auf die ziemlich doofe Idee kommen, nicht zu wählen, begründen diese Entscheidung schon mal gerne als ihren stillen Protest gegen das, was „die da oben sich alles erlauben“. Ziemlich doof ist die Idee deshalb, weil dann ja nicht nur ihre Stimme futsch ist, sondern auch ihr Protest für die Katz ist – er bleibt folgenlos.

Für die, die sich nicht enthalten, aber „denen da oben“ doch mal zeigen wollen, wo der Hammer hängt, für diese Bürgerinnen und Bürger lächelt Frau Ulrike Beckmann von ihrem Plakat runter und bietet (angeblich) eine Alternative. Sie verkündet „frischer Wind statt heiße Luft“. Politisch ist das zwar genau so nichtssagend wie „blauer Himmel statt November-Blues“, aber die Frustrierten könn(t)en dennoch auf die Idee kommen, mit ihrem Kreuz hinter den Namen von Frau Beckmann dem eigenen Unmut irgendwie Luft zu machen. Bleibt zu hoffen, dass nur wenige dieser netten Frau Beckmann ihre Stimme geben und auf den Wolf, der zwischendrin gerne schon mal ein wenig Kreide frisst, hereinfallen.

Der nette Schein trügt

Denn Vorsicht, die lächelnde Frau Beckmann nur mal so und aus Protest wählen – das wäre fatal. Denn sie kann so „nett“ gar nicht sein, schließlich zieht sie für eine Nachfolgeorganisation der NPD in den Wahl-Kampf und zwar als „Direktkandidat“ (die strammen nationaldeutschen Partei-Jungs singen zwar ein Loblied auf die deutsche Frau und Mutter, aber auf dem Plakat regiert selbstverständlich das generische Maskulinum). Diese Organisation nennt sich „Alternative für Deutschland“. Das Alternative besteht hauptsächlich darin, die gemeinsame Basis, die unsere freiheitliche Demokratie bei aller politischen Unterschiedlichkeit darstellt, zu zerstören. Wir erinnern uns mit Gruseln der Bilder des Überfalls auf den Reichstag.

Wer also Frau Beckmann die Stimme gibt, stimmt gleichzeitig für eine Organisation, die die freiheitliche Verfassung abschaffen will. Eine Verfassung, die es den Vertreterinnen und Vertretern dieser Organisation bis jetzt ermöglicht hat, ihrer oftmals bewiesenen und oft genug auch praktizierten verfassungsfeindlichen Grundeinstellung Ausdruck zu verleihen. Frau Beckmann die Stimme zu geben ist also am Ende ein Beitrag dazu, den Ast abzusägen, auf dem man bisher frei und gut gesessen hat.

Zum Gruseln – das wahre Denken hinter dem Programm

Das sind nur ein paar Zitate über den „frischen Wind“, für den die lächelnde Frau Beckmann und ihre Parteifreunde sorgen wollen. Sie wollen ein sehr spezielles Deutschland. Aber das, liebe Wählerinnen und Wähler, ist dann nicht mein und sicher auch nicht Ihr Deutschland. Aber auch nicht das der meisten Protestwähler. Ich stelle daher für mich fest: Wenn das der frische Wind ist, dann fühle ich mich in dem alten Mief mit heißer Luft eigentlich sauwohl.

Deshalb: Informieren und dann Stimme abgeben! Ich wünsche Ihnen einen schönen Aschermittwoch und lassen Sie sich die Heringe gut schmecken!

Herzlichst, Ihr Peter Gläser