Bei diesem Facebook-Post des Bürgermeisters fällt mir spontan der „Lumpi“ ein. Lumpi nannten wir den Hausmeister unserer Penne. Er nahm sein Amt und vor allem auch sich reichlich wichtig und pflegte Neuerungen oder Anweisungen wie folgt zu verkünden: „Ich und de Herr Direktor hann beschloss, dass . . .“

Quelle: Facebook

Es ist, ganz ohne Zweifel, ein wunderschönes Bad, ich liebe das weiche natürliche Wasser. Aber, so wie der Bahnhof gestrichen werden musste, weil er fürchterlich aussah, gibt es auch beim Schwimmbad ganz reale Hintergründe, die die Umwandlung des Freibades alten Stils zum Naturerlebnisbad und auch die „Einzigartigkeit“ erklären können.

Technik und Zustand von Hallenbad und Freibad waren seinerzeit desolat. Die Bäder waren unattraktiv und die Folgekosten zunehmend unkalkulierbar. Es war dringender Renovierungs- und Sanierungsbedarf und mithin Investitionsbedarf gegeben. Von der Landesregierung stand nichts zu erwarten, denn Bäder in der bisherigen Form standen mehr oder weniger auf der Liste für überflüssige Einrichtungen. Wenn ich mich recht erinnere, stellte das Land auch keine Hilfen in Aussicht und hatte sogar schon abgewinkt.

Quelle: Drucksache 15/249805. 08. 2008 Landtag Rheinland-Pfalz

Die einzige Möglichkeit bestand also darin, etwas „mit Natur“ zu machen und/oder mit einem „Leuchtturmprojekt“ einen innovativen Weg einzuschlagen. Man kann auch vereinfacht sagen: Die Technik ging genau im richtigen Moment kaputt und der Verbandsgemeinderat wäre töricht gewesen, wenn er diese Gelegenheit nicht ergriffen hätte. Und wenn ich mich recht erinnere, gab es im VG-Rat darüber auch keinerlei kontroverse Diskussionen. Das Projekt wurde mit den Stimmen der überwiegenden Mehrheit aus allen Parteien auf den Weg gebracht und das Naturbad wurde mit 1,458 Mio gefördert.

Dass es in der Region so einzigartig ist, verdankt es aber jetzt nicht der besonderen Findigkeit des Bürgermeisters, wie man beim Lesen des Posts vermuten könnte. Nein, auch dafür gibt es einen recht banalen Grund, wie in der Drucksache 15/447216. 04. 2010 des Landtages von Rheinland-Pfalz zu lesen ist:

Einzigartigkeit aus Finanzierungsmangel also. Manchmal fällt einem ein Alleinstellungsmerkmal ganz von allein in den Schoß.

Ich wünsche allen eine schöne Badesaison,

Peter Gläser