So wirbt die Bahn.
Mit dem ICE 1535 direkt aus dem Herzen der Pfalz in das der Hauptstadt. „6 Stunden, so schnell schafft man das nie mit dem Auto“ argumentierte ich pro Bahn.
In Kaiserslautern stehe ich bei zugigem Westwind genau unter dem großen blauen E. Hier wird Wagen 21 halten. ICE 1535 ist mehr als pünktlich, aber leider falsch herum aufgestellt. Die wilde Jagd beginnt. Rempeleien, tieffliegende Trolleys, Flüche, Platz suchen , geschafft.
Es geht gemächlich durchs ebenso kurvige wie neblige Neustadter Tal. Von unten kriecht die Kälte hoch, passend zur herbstlichen Stimmung draußen. Auf der weiteren Fahrt werde ich lernen: Mein ICE kann nur warm oder kalt, Zwischenstufen kennt er nicht.
Dann sind wir, zwei Minuten zu früh, in Frankfurt. „Die wollen doch hoffentlich nicht alle hier mitfahren“?, denke ich angesichts der Menschentrauben, die sich an der Bahnsteigkante drängeln. Doch, sie wollen. Alle.
45 Minuten später stehen wir immer noch in Frankfurt. Die Passagiere, deren ICE gerade komplett ausgefallen ist, wollen einfach nicht mehr aus meinem ICE aussteigen, der mit ihnen, so die Durchsage, „in nicht zulässigen Maß überfüllt“ ist. Es dauert noch weitere 10 Minuten bis die letzten der Überzähligen gestikulierend und hechelnd und mit fliegenden Trolleys hinter anderen ICE-Anschlüssen herrennen.
Mein ICE fährt wieder. Meine Flasche Wasser ist leer, die Blase voll. Dumm nur (oder nicht doch schon der Klassiker?), eine der beiden Toiletten ist gesperrt. Es dauert gefühlt eine halbe Stunde bis ich dran bin. In der Zwischenzeit merke ich, dass auch Schienen keine Balken haben, vielleicht hat aber auch Herr Scheuer nur vergessen, die Strecke hochgeschwindigkeitstauglich zu machen.
Die Hand eines auf dem Boden sitzenden Spaniers macht deshalb Bekanntschaft mit meiner Kreppsohle, nur mit einem Ausfallschritt kann ich einen Sturz gerade so vermeiden.
Bahnhof Erfurt, man darf ja auch auf Bahnhöfen, wenn man muss. Und ich muss inzwischen.
Dann, denke ich, nichts wie zurück zum Platz, bevor mein ICE wieder rollt. Völlig unnötig meine Eile. Laut und klar aber die Durchsage, dass es zu einem weiteren unvorhergesehenen Aufenthalt kommt. Diesmal ist es ein technisches Problem. Eine Achse muss überprüft werden.
Diese Durchsage ist jetzt diesen Blog-Beitrag lang her (mühsam mit Smartphone gehackt). Aber es keimt Hoffnung, denn seit drei Minuten fahren wir wieder. Verspätung gesamt inzwischen? Egal, ich mach‘ ja eigentlich Urlaub. So geht Entschleunigung – ob man will oder nicht. Danke, liebe Bahn!
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