In meinem früheren Beitrag „Bürgermeister*in gesucht“ habe ich mich ja schon gewundert, wie simpel die Anforderungen sind, die Bewerber*innen mitbringen müssen für einen Job, in dem es darum geht, mit ca. 100 Mitarbeitern fast 18.000 Bürger*innen zu verwalten: Älter als 21, deutsche Nationalangehörigkeit, nicht vorbestraft, freiheitlich demokratisch gesonnen – mehr nicht. Wer Bürgermeisterin oder Bürgermeister werden will, bewirbt sich aber doch immerhin auf eine führende Managementposition, in diesem Fall die Managementposition vergleichbar der eines mittelständischen Betriebs!
Auf der kommunalen Ebene wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Und trotzdem dürfen die künftige Bürgermeisterin oder der künftige Bürgermeister bei der Erfüllung der vielfältigen Aufgaben der Verwaltung zum Wohle ihrer Bürger*innen nicht vernachlässigen, immer auch noch Neues auf den Weg zu bringen. Dafür braucht es keine Showqualitäten, sondern profundes Wissen und Können, also fundierte Managementqualitäten und dazu gehört zu allererst gutes und solides Haushalten, denn:
Eine Idee muss Wirklichkeit werden können, oder sie ist eine eitle Seifenblase
Deshalb war ich hocherfreut über die Möglichkeit, als Leser der Rheinpfalz den Kandidaten für das Amt der Bürgermeisterin/des Bürgermeisters der neuen VG Nordpfälzer Land per Email eine Frage stellen zu können. Eine gute Möglichkeit, wie ich fand, ein wenig mehr über die fachliche Qualifikation der Bewerber*innen herauszufinden.
Ich stellte also folgende Frage an alle Bewerber*innen:
„Haben Sie schon mal selbst eine Bilanz gelesen, bewertet und daraus Schlüsse gezogen?“
Und an Frau Gaß und Herrn Cullmann, die beide schon Amtsträger sind, hatte ich dann noch eine Zusatzfrage:
„Haben Sie im Rahmen Ihrer bisherigen Ausübung des Amtes im Bereich „Haushalts-“ und/oder „Doppick-“ Seminare, -Tagungen und/oder -Fortbildungen besucht?“
Am 21.5.2019 erhielt ich von der Rheinpfalz ein Feedback: „Sehr geehrter Herr Gläser, wir haben alle Fragen an die VG-Bürgermeisterkandidaten gesammelt und Ihnen dann per Mail weitergeleitet – ohne den Namen des Fragenstellers zu nennen. Im Anhang finden Sie die Antworten all jener Kandidaten, die hierzu geantwortet haben.“
Ilonka Schäfer: Ja, ich kann Bilanzen lesen und auch die entsprechenden Schlüsse daraus ziehen. 1994, musste ich mich erstmals, in Form eines Gemeindehaushaltes, damit befassen. Später kamen die VG-Haushalte und die Bilanzen der VG-Werke hinzu. Doch das „Bilanzieren“ alleine, bringt noch lange keinen ausgeglichenen Haushalt, was sich beispielsweise, trotz gut ausgebildetem Personal auch im Bankwesen oder bei einer Vielzahl hochverschuldeter Gemeinden, erkennen lässt. Hier gibt es kein Patentrezept, Ideen sind gefragt. Diese, würde ich gerne, zukünftig, für die neue VG, „Nordpfälzer Land“, entwickeln und umsetzen.
Uwe Krebs: Ich interpretiere hier Bilanz als Frage aus dem Bereich Unternehmensführung, Kosten- /Kontenzuordnung und Budgeteinhaltung. Während meiner Weiterqualifikation wurde extrem auf dieses Thema eingegangen, war letztendlich ein wichtiger Bestandteil des technischen Betriebswirts. Da ich schon während meiner Zeit bei Keiper Recaro- Adient, Michelin und nun auch MPS in Verantwortung für einen Bereich des Unternehmens stehe, ist es unabdingbar sich mit diesem Thema zu beschäftigen, diese richtig zu interpretieren und auch zu verstehen.
Frank Haage: Ich habe explizit noch keine Bilanz ausgewertet, allerdings umfasst mein derzeitiger Aufgabenbereich in der Justizvollzugsanstalt unter anderem Teilbereiche der Haushaltsplanung, sodass mir das Themengebiet nicht ganz fremd ist. Zudem war mein Vater Winzer, Landwirt, Gastwirt und Immobilienbesitzer. Folglich wurde bei uns zu Hause oft über finanzielle Themen gesprochen. Deshalb sehe ich mich in der Lage eine Bilanz zu lesen und die daraus resultierenden Ergebnisse zu erkennen, um dann entsprechend zu handeln. Eine Bilanz ist ja schließlich nichts anderes, als ein Ereignis (in Zahlen ausgedrückt), welches man über einen gewissen Zeitraum beobachtet und dann ein Fazit über die Entwicklung zieht. Durch dieses Resümee, entscheidet sich dann, inwiefern gehandelt werden muss.
Tanja Gaß: In meiner fast 25-jährigen Tätigkeit bei der Kreisverwaltung Donnersbergkreis habe ich viele Abteilungen durchlaufen. In allen Fachbereichen zählten das Planen und Bewirtschaften von Haushaltsmitteln zu meinen Aufgabengebieten. Ob früher in der Kameralistik oder in der heutigen Doppik, überall wurden Ausgaben und Einnahmen bzw. Aufwände und Erträge von mir verwaltet. Insbesondere in meiner Zeit als Stellv. Kassenleiterin in der Finanzabteilung waren Haushaltsstellen bzw. Aufwands- und Ertragskonten mein „täglich Brot“. Im meiner Zeit als Referatsleiterin im Jugendamt war ich u. a. zuständig für die Bestands- und Bedarfsplanung unserer Kindertagesstätten im Landkreis. Hierunter fielen auch Kostenkalkulationen in Millionenhöhe. Bevor ich meine Aufgabe als Beauftragte bei der Verbandsgemeinde Alsenz-Obermoschel antrat, war ich Stellv. Leiterin der Umweltabteilung und Referatsleiterin der Abfallwirtschaft des Donnersbergkreises. Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Donnersbergkreises wird nach der Eigenbetriebs- und Anstaltsverordnung (EigAnVO) geführt. Daher zählte das Erstellen der Wirtschaftspläne mit Vermögens- und Erfolgsplänen ebenso zu meinen Aufgaben wie die Begleitung der steuerlichen Bilanzerstellung und der Gewinn- und Verlustrechnungen. Haushaltssystematik und wirtschaftliche Betriebsführung sind mir daher bekannt. Sofern fachspezifische Seminare im Finanzbereich angeboten werden, sollten davon die unmittelbar zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorranging profitieren können. Gut aus- und fortgebildete Mitarbeiter sind der Motor einer Verwaltung. Sie sind Multiplikator der Vorschriften für die Bürgerinnen und Bürger, aber auch für mich als „Steuermann bzw. –frau“.
Michael Cullmann hat zu den Fragen als einziger keine Antworten gegeben.
„Isch un-cool man“ wie der Schweizer sagt.
EIn kranker Mensch, der Herr Gläser!
Sehr geehrter Herr Hardt,
Herr Gläser ist nicht krank, sondern nur klug und analysiert besser wie Sie. Nicht mehr und nicht weniger.
Herr Schäfer,
es heißt „besser ALS Sie“. Aber richtiges Deutsch kann man nicht von jedem erwarten. Genauso wenig wie richtige Analysen. Immerhin waren die Wähler im Kreis klüger und haben Sie nicht mehr gewählt!