Ein Leserbrief (eingeschickt, aber noch nicht veröffentlicht) zu Berichterstattungen in Die Rheinpfalz über Geriatrie-Schließung und Gesundheitmesse
Seit nahezu einem Jahr bemühten sich die Verantwortlichen, die Gesundheitsmesse 2022 auf die Beine zu stellen, am kommenden Wochenende, dem 1. Mai, soll´s ordentlich rundgehen: 70 Stand-Betreiber hat der Stadtbürgermeister in der Rheinpfalz angekündigt. Und, ganz Optimist, „Gerade in dieser Zeit wollen wir klarmachen: Wir sind ein Gesundheitsstandort.“ Zur gewohnt optimistischen Einschätzung von Herrn Vettermann will die Ankündigung des Westpfalzklinikums, die Geriatrie zu schließen, so gar nicht passen. Und genau so wenig zum selbst verordneten Slogan des Krankenhauses „Moderne Medizin mit menschlichem Gesicht“.
Vorige Woche Donnerstag saß ich wartend vor der Tür zum Röntgen, die Rheinpfalz vom Tage in der Hand, las gerade die regionale Titelstory „Versprechen gebrochen“ zum Thema Geriatrie-Schließung. Ein Tross zivil gekleideter Menschen rauschte vorbei, der Geschäftsführer des Klinikums klärte seine Entourage gerade deutlich vernehmbar über die Reaktionen im Kreis auf die Schließung auf und listete die deshalb geplanten Sitzungen, auch mit Hinweis auf die deshalb anberaumte Kreistagssitzung am kommenden Freitag. Im Tonfall war das ein sehr nonchalanter Abgesang (lästig, aber leider nicht vermeidbar), es war deutlich erkennbar, dass für ihn „das Ding gelaufen“ ist.
Dieses Defilee habe ich als ungewollter Zeuge noch sehr deutlich im Hinterkopf, da lese ich, dass Sozialminister Schweitzer von der Schließung noch gar nichts gewusst habe, als er in ROK zum Thema Pflege eine Zustandsbeschreibung (aber offensichtlich keine Handlungsempfehlungen) gegeben hat. Eine Geriatrie, die nach großen Geburtswehen und nur dank des (selbst-)aufopfernden Engagements des damaligen Bereichsleiters ins Leben geholt wurde, soll geschlossen/verlegt werden, die Mitarbeiter:innen sind schon informiert und das Land weiß nichts davon? Schwer vorstellbar.
Dringend notwendig, aber leider auch schwer vorstellbar der gutgemeinte Rat des Ministers: „Er selbst sei der Auffassung, dass zuerst einmal die Beteiligten in der Region miteinander reden müssten.“ (Zitat: Rheinpfalz vom 23.4.2022) Lange ist´s her, dass sich das Pfalzklinikum mit einer Tages- und einer Akutklinik etablierte, dass die Gesundheitstage aus der Taufe gehoben wurden, die Geriatrie eröffnete. Nicht zu vergessen auch die vielen Millionen, die innerhalb kürzester Zeit in die Modernisierung von Betten- und Funktionstrakten geflossen sind, alles im unablässigen Bemühen des Kreises, engagiert vorangetrieben vom Bereichsleiter, den Krankenhaus- und Gesundheits-Standort Rockenhausen langfristig zu sichern. Die örtliche Rockenhausener Politik hat sich dabei trotz Mitgliedschaft in diversen zuständigen Verwaltungs-Gremien allerdings nicht durch ein besonders kämpferisches Engagement hervorgetan, auch der Kampf um ein MVZ wurde nie so richtig mit Herzblut mitgetragen. Letzteres offenbarte sich meist erst dann in Resolutionen, wenn mal wieder ein Kind in den Brunnen gefallen war oder zu fallen droht.
Bleibt zu hoffen, dass Herr Vettermann als Verwalter dieses Erbes, aber auch die VG- und Kreisspitze, den ministeriellen Rat ernst nehmen und alle Beteiligten an einen Tisch rufen. Seit langem gärt es um den größeren Platzbedarf des Pfalzklinikums – des einen Leid könnte also (räumlich) des anderen Freud´ sein. Ein MVZ am Standort der absehbar leerstehenden Immobilie „Krankenhaus“ muss her. Die Stadtplanung gehört auf den Prüfstand in Anbetracht der drohenden Leerstände, die sozialen Arbeitgeber in Rockenhausen gehören an diesen Tisch und auch die niedergelassenen Ärzt:innen und Gesundheitsdienstleiter:innen. Und politisch dürfte man dem Westpfalzklinikum nicht gestatten, sich einfach zurückzuziehen, ohne Vorschläge für eine zumindest teilweise „Wiedergutmachung“ anzubieten. Noch sind fünf Minuten Zeit, den Gesundheits- und Wirtschafts-Standort Rockenhausen zu retten. Noch ist die Rettungswache da, noch der Hubschrauber . . .
Mit meinem Architekturbüro war ich von Anfang an dabei und durfte bei der Wiederauferstehung der beiden Krankenhaus-Standorte im vorigen Jahrtausend mithelfen. „Moderne Medizin mit menschlichem Gesicht“, dieser Slogan wurde im Kreis geboren. Mit dem wirtschaftlich vermutlich notwendigen Aufgehen der beiden Häuser im Moloch Westpfalzklinikum wurde die Medizin zwar sicher noch moderner. Bleibt zu hoffen, dass dem „menschlichen Gesicht“, symbolisiert durch ein lächelndes Herz, nicht das Lachen komplett vergeht.
Der “ so genannte “ Masterplan beinhaltete eindeutig die Zusage das der Krankenhaus
Standort Rockenhausen erhalten bleibt. Ich war zu diesem Zeitpunkt Mitglied des Aufsichtsrates und kann mich noch gut daran erinnern. Geschäftsführer Peter Förster der im Herbst in den Ruhestand geht hat sein Wort gegeben. Scheinbar ist er vergesslich oder er wollte seinem Nachfolger Thorsten Hemmer diesen Schritt ersparen. Auch die Landesregierung ist vergesslich wie Peter Gläser richtig feststellt. Ein MVZ wäre das mindeste was in Rockenhausen angeboten werden müsste um den Bürgerinnen und Bürger lange Wege und lange Wartezeiten In KL oder KH zu ersparen. Das Land macht es sich bequem und verweigert bislang jegliche Stellungnahme. Keine feine politische Art, aber Methode.
Ich sehe es auch als Abschiedsgeschenk von Herrn Förster an seinen Nachfolger, man will den Klotz am Bein ROK loswerden.
Durch die Verlagerung der Inneren verliert der Standort ROK an Wertigkeit.
Jobsuchende, Ärzte-in sind an Aufstiegschancen und Karriere interessiert, die Infrastruktur der ländlichen Idylle gefällt auch nicht jedem, stellt aber bei der Stellenauswahl einen wichtigen Entscheidungsgrund.
Ich möchte an der Stelle auch an die Wurfsendung im Mai 2019 erinnern. Eine kleine Kladde „auf dem Weg zum Ziel 2025“ versprach eine blühende Landschaft, wie das Deckblatt, so auch der Inhalt.
Besonderer Augenmerk gilt der Rubrik „Botschaften“
BOTSCHAFTEN (aus Kladde abgeschrieben)
In Rockenhausen sind in den kommenden 5 Jahren keine Veränderungen in der medizinischen oder pflegerischen Versorgung geplant.
In Rockenhausen können in den kommenden 5 Jahren alle Behandlungen und Therapien wie bisher erfolgen.
Auch nach dem Aufbau der Inneren Medizin in Kirchheimbolanden im Jahr 2025 existiert in Rockenhausen ein Krankenhaus.
Ein „Fachkrankenhaus“ für Geriatrie ist auch ein Krankenhaus, das zur Versorgung von Notfällen verpflichtet ist.
Bei Notfällen in Rockenhausen wird der Klinikarzt (Internist und Geriater) entscheiden, ob dieser Notfall im Krankenhaus aufgenommen werden kann oder nicht. Wie bisher auch.
Die wichtigste Botschaft unter ihnen ist m.E. Nr.3. Dies liest sich wie eine Standortsicherung für ROK.
Auf der ersten Umschlagseite ist die Kladde von den Herren Förster und Guth unterschrieben, also nicht irgendein Geschwätz, es wird der Eindruck vermittelt ALLES wird gut wir stehen mit unserem Namen. Heute wissen wir gar NICHTS wird gut. Daraus leiten sich nun auch die Verantwortlichkeiten ab. Die im damaligen Bürgerbrief des Landrates angesprochene Etablierung eines Gesundheitszentrums folgt nun die Aussicht auf ein MVZ. Welche Fachrichtungen mit welchen Ärzten wird man sehen.
Die meisten MVZ sind bei oder unweit eines Krankenhauses angesiedelt.
Lassen wir uns überraschen.