Hitzerekorde, Extremtrockenheit, Wassermangel, explodierende Energiekosten, drohende Stromengpässe, Sparappelle – das sind die Schlagworte. Tag für Tag.

Wen kümmert das einen Scheiß? Nun, neben unseren geliebten Discountern gleich welchen Namens auch all die, deren Werbeblättchen für unnötigen Billigkram uns mit dem Wochenblatt ungefragt unter die Tür geschoben werden. War früher alles nur billig, so wird jetzt Vieles als nachhaltig angepriesen. Dreist ist das und meistens einfach nur gelogen. Das nennt man Greenwashing.

Greenwashing vom Feinsten, ein Beispiel:

aus einem aktuellen DiscounterProspekt

So einfach geht nachhaltig“ wird schon gleich auf der Titelseite des Prospekts knapp an der Wahrheit vorbeigeworben. Und nachhaltig wird´s dann aber tatsächlich auch nur auf Seite 16, nicht vorher und auch nicht hinterher. Bei keinem anderen Artikel taucht der Begriff nochmal auf.

Nachhaltig also sollen sie sein, die „Teleskoptrinkhalme in der praktischen Transportbox“ aus Edelstahl oder Silikon mit Reinigungsbürste und, welch absolut genialer Gedanke, ausziehbar sind sie auch noch und im Set für nur 2.99 Euro zu haben. Das Label dazu: „Heute für Morgen“ (ein Spruch, wie gemacht für den Hohlpfosten-Wettbewerb). Die Erklärung für diesen Slogan wird gleich mitgeliefert: Nachhaltig sind sie, weil sie mehrfach nutzbar sind. Na alla, da gibt´s doch nix zu meckern! Oder?

Halten die uns für so blöd oder sind wir so blöd?

Comic: Woessner by www.toonpool.com

Ausziehbare Edelstahlstrohhalme für Smoothies! Da werden kostbare Rohstoffe mit viel Energieaufwand zu Röhrchen verschwendet (vermutlich unter Arbeitsbedingungen, bei denen wir hier laut aufheulen würden), werden dann um die halbe Welt geschippert, um hier gekauft zu werden und mit Abklingen der Smoothie-Welle in der Schublade zu verschwinden. Der Grund: Mit dem Verkauf von all diesem Tinnef subventioniert die Branche sehr profitabel die Verluste, die sie im Food-Sektor wegen des dort herrschenden Wettbewerbs einfährt. So einfach ist das.

Fazit: Ich glaube fast, wir sind schon so blöd, dass wir das noch nicht bewusst registriert und vor allem mit Kaufverzicht reagiert haben. Und das wissen die auch ganz genau. Schon seit Jahrzehnten veräppeln sie uns so. Und wir? Wir rennen ihnen die Ach-Gott-ist-das-so-preiswert-Bude ein und wir geben Geld aus für Dinge, die wir nicht brauchen mit minimaler Gebrauchs-Halbwertzeit.

Und wenn es für diese Behauptung noch eines Beweises bedurft hätte, hier ist er.

Ein echt obszönes Angebot:

Foto aus einem Werbeprospekt – Fotomontage: Peter M. Gläser

Das ist schon zu normalen Zeiten ein völlig beklopptes Angebot. Wer mal dem Geknatter einer lärmenden und schwachbrüstigen Umwälzpumpe eines Billig-Pools in der Nachbarschaft ausgesetzt war, weiß, wovon ich rede.

In Zeiten wie diesen solch ein Angebot, das ist eine Frechheit und es ist egentlich obszön angesichts der allgemeinen Welt- und Klimalage: Auf der Titelseite Nachhaltigkeit für 2,99 predigen, aber auf Seite 15 eine als Pool getarnte Ressourcenverschwendung für 3.000 Euro anbieten, mit der man nichts weiter machen kann, als weitere Ressourcen zu verschwenden, nämlich kostbares Wasser + wertvollen Strom.

Hilfe tut not!

Comic: Markus-Grolik by www.toonpool.com

Wie heißt es immer so schön: „Die Verbraucher*innen haben es selbst in der Hand.“ Dann hoffen wir einfach mal das beste. Und, liebe Verbraucher*innen, gehen Sie doch einfach nicht hin zu Ihrem Lieblings-Discounter. Machen Sie Discount-Detox! Lassen Sie zumindest den unnötigen Non-Food-Tinnef liegen, Tinnef, der nur ihre Schränke, aber vor allem die Kassen der Discounter voller macht und ihren Geldbeutel leerer. Die wollen nur Ihr Geld. Alle gegenteiligen Sprüche sind Marketing und Greenwashing. Wie gesagt: Sie haben es in der Hand!

Oder wie wäre es damit? Den angehängten Zettel ausfüllen und Ihrer Marktleitung beim nächsten Einkauf abgeben. Wie auch immer, zeigen Sie, dass Sie den Durchblick haben und handeln Sie! Und lesen Sie auch noch den Nachtrag am Ende. Den habe ich heute Morgen in der Rheinpfalz am Sonntag gefunden. Passt!

Ihr Peter M. Gläser

Nachtrag

Quelle: Rheinpfalz am Sonntag, 28.08.2022