Michael Cullmann, der wieder gewählte Verwaltungschef von inzwischen fast 18.000 braven Nordpfälzer*innen hat ihn jetzt amtlich bestätigt und gefördert bekommen, den (Flach-) Dachschaden. Vom Land nach gründlicher Prüfung der Unterlagen schriftlich anerkannt und von einer veritablen Staatssekretärin als Überbringerin der frohen Botschaft medienwirksam ausgehändigt.
Die Fördermittel in Höhe von 147.600 Euro kommen aus dem Programm „Kommunales Investitionsprogramm 3.0“ für die energetische Dachsanierung im Bereich des ehemaligen Hallenbades der Donnersberghalle. Normalerweise muss entsprechend der Richtlinien bei der energetischen Sanierung der Gebäudehülle u.a. ein Energie- oder Bauteilnachweis nach EnEV erbracht werden, u.Umständen auch ein Nachweis über die anteilige Deckung des Wärme- und Kälte-Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien usw.
Im Bericht ist davon aber nicht die Rede, aus dem Munde der Verwaltung klingt es seltsam einfach: „Konkret betrifft die Dachsanierung das Gebäude des ehemaligen Hallenbades“ und dann noch: „In das Gebäude regnet es rein, daher ist diese Maßnahme zwingend notwendig.
Als ich das Foto der Übergabe sah, musste ich gleich wieder an die Rheinpfalz vom 1.Februar denken. Da hatte sich das Donnersberger Echo zu Beginn des Monats noch mit der Indienststellung von Bescheid-Überbringer*innen beschäftigt. Es sah deren Aufgabe darin, zu „bescheiden, dass vorläufige Bescheide kurz vor der Ausfertigung stehen“.
Äußerst vergnüglich, nachzulesen und zu folgern: Berufsbezeichnung also: Vor-Vorbescheidüberbringer und Vor-Vorbescheidempfänger*innen, Vorbescheidüberbringer und Vobescheidempfänger*innen und natürlich auch die Bescheidüberbringer*innen und Bescheidempfänger*innen – Grundvoraussetzung aller genannten Berufsbilder: Ausgeprägte Lust am medialen Auftritt.
Das Donnersberger Echo sah diesen Vorschlag für die neuen Berufsbilder allerdings hauptsächlich im Kontext mit der fünften Jahreszeit, die zwar bald, aber zum Zeitpunkt des Entstehens dieser Zeilen, eben immer noch nicht zu Ende ist.
Bescheid kommt nicht von Bescheidenheit . . .
. . . heißt es im Echo. Aber gerade so, als solle dem Donnersberger Echo Paroli geboten werden, veröffentlicht dann die VG auf ihrer Homepage (und auch noch in der fünften Jahreszeit) dieses Weitwinkel-Foto oben. Eine sonnendurchflutete Inszenierung mit einer freundlich lächelnden Botin und einem glücklich lächelnden Empfänger und in der Bildmitte, präsentiert mit geübter Leichtigkeit und in strahlendes Rot gebunden: Der Bescheid. Also nicht nur ein Vor-Vorbescheid, auch kein Vor-Bescheid, nein – einfach DER Bescheid.
Der Dachschaden wird mit diesem Bescheid dem Hausherrn nach gründlicher Prüfung also jetzt auch amtlich attestiert. Doch damit nicht genug: Die hilfreich dargebotene Staatssekretärinnen-Hand wedelt mit 147.600.- Euro und die wollen und sollen verbraten werden, so sieht es das Gesetz vor.
Energetische Dachsanierung ohne Nutzungskonzept
Das alles hat, wie Sie, liebe Leser*innen bestimmt schon erkannt gaben, nichts mehr mit der fünften Jahreszeit zu tun – das ist jetzt echt. 150.000.- Euro + 10 % Eigenanteil werden für die energetische Dachsanierung eines Bauwerks ausgegeben, dessen künftige Nutzung aktuell komplett offen ist. Die Chancen im nächsten Schwarzbuch des Rechnungshofes aufzutauchen sind m.E. relativ groß.
Mit besten Grüßen,
Ihr Peter Gläser
Till Eulenspiegel rät:
Im Schwimmbad ist kein Wasser drin, das kann er nämlich nicht bezahlen.
„Dann mach´ ich halt ´ne Mensa draus“! War die Idee (noch vor den Wahlen).
Die SGD jedoch, die pfeift ihm was: „Zwei Mal wird nicht gefördert!“
„Was mach ich nur, es regnet rein?“, so hat er nächtelang mit sich erörtert.
„Ich brauch´ doch Geld und kann nicht länger warten?“
„Jetzt fällt´s mir ein, ich schreib´ der Malu schnell ´nen Brief, ich hätt´ am Dach ´nen Schaden.“
Gesagt, getan – die Malu glaubt es auch aufs erste Wort´,
schickt kurz darauf die Nicol´ Steingaß fort
mit über Hunderttausend Mücken,
um ihren Culli zu beglücken.
Ich selbst find´s doof und auch ganz schön bescheuert:
Jetzt wird´ für viel Geld aufpoliert und energetisch runderneuert
ein Dach, bei dem noch niemand weiß, was drunter mal passiert!?
Ja hat das denn beim Prüfen niemand registriert?
Wie fakt man einen Energieausweis, dass niemand merkt,
dass da ein Loch im Dach ganz plötzlich „energetisch wirkt“?
Dabei wär´s cleverer, das Dach für wenig Geld ganz einfach abzukleben,
dabei dem Regenwasser einen Drive zu geben,
dass es gezielt zur Mitte rinnt und dann von dort hinab ins Schwimmerbecken.
So könnt´ man weiterhin das Bad betreiben und mindestens die halben Wasser-Kosten decken!
Im Sommer braucht´ auch keiner mehr ans Meer zu reisen,
im Winter könnt´ man das zur Schlittschuhbahn vereisen
und könnte gleiten, stundenlang und schön im Kreis.
Das einz´ge aber ist, dass man jetzt weiß,
dass hinterher der k-Wert stimmt fürs Dach (und für viel Geld),
der Rest jedoch marode ist und irgendwann zusammenfällt.
Am schlimmsten wär´ – und auch der allergrößte Mist –
wenn dann das frisch sanierte Dach auch noch obsolet ist,
weil für die neue Nutzung, die ins Aug´ gefasst,
das hohe Holzdach gar nicht passt.
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