Der 70-jährige Amtsinhaber Karl-Heinz Seebald tritt zum siebten Mal an. „Die letzten 30 Jahre sind, wenn man die Entwicklung der Stadt betrachtet, 30 Jahre gewesen, in denen sich Rockenhausen verändert hat – und zwar deutlich erkennbar zum Besseren“ . . .

Fotos: Facebook, Foto rechts: P.Gläser (Ehrung zum 30jährigen Jubiläum)

. . .sagt der Jurist (und nach facebook auch noch Mensch, Macher, Bürgermeister der VG Rockenhausen a.D, Mitglied des pfälzischen Bezirkstags, alternierender Vorsitzender des Gemeinde- und Städtebunds (GstB) RheinhessenPfalz und Mitglied des GStB Landesvorstand, Mitglied im Verwaltungsrat des ev. Diakoniewerks Zoar und des Pfalzklinikums und noch amtierender Bürgermeister aus Liebe zu Rockenhausen.

Quelle: Facebook

Da sage ich: „Wär´ ja auch schlimm, wenn´s nicht so wäre“.

Er sagt in der Rheinpfalz beim Kandidaten – Interview, für ihn sei „dies ein Prozess, der weiter geht. „Der – obwohl er schon ein sehr positives Zwischenergebnis hat – doch immer wieder in eine Phase kommt, wo neue Impulse notwendig sind.“ Ich sage: „Das hören wir jetzt schon seit zig Jahren – passiert ist nichts.“ Trotzdem will er dennoch „weiterhin politisch gestalten“?

Irgendwie kommt einem das alles doch sehr bekannt vor: Seebald: „Ich glaube, dass ich in der Stadt noch das eine oder andere bewegen kann. Und ich habe das Gefühl, dass mir das die Menschen in der Stadt Rockenhausen auch zutrauen.“ . . .

. . . der letzte Satz stand so vor 6 Jahren, am 8.Mai 2013, in der Rheinpfalz und fast wortgleich, als er der Rheinpfalz über seine neuerliche Kandidatur berichtete!

Nicht viel anders klingt es im Interview der beiden Kandidaten vorige Woche:

„Ich bin in Rockenhausen aufgewachsen, hier groß geworden und habe in den letzten Jahren nicht unerheblich zur Entwicklung der Stadt beitragen dürfen. Vieles, was angestoßen wurde ist noch im Fluss, zum Teil stehen entscheidende Weichenstellungen erst bevor“ . . . Bei den anstehenden Aufgaben könnten seine Erfahrung, seine Kompetenz und sein Engagement nützlich sein. Sein Heimatstädtchen sei ihm ans Herz gewachsen, so der 70-Jährige: „Ich will mich für Rockenhausen ins Zeug legen!“

Ich frage mich:

20 Jahre war abzusehen, dass 2016 das städtebauliche Förderprogramm ausläuft. Nichts ist passiert. Und jetzt, Mai 2019,kann der Bürgermeister lediglich einer Hoffnung Ausdruck geben, möglicherweise in naher Zukunft in ein neues Programm aufgenommen zu werden.

Mensch Meier, Bürgermeister! Was hast du denn die ganze Zeit gemacht? Sieht so die große Liebe aus?

Presse-Rückblick

Die Rheinpfalz schrieb unter der Rubrik „vor zwanzig Jahren“ im Januar 2016:

1996 Schwerpunkte der Aktivitäten für die Stadt seien die Stadtkernsanierung, die Entwicklung von attraktiven Einkaufsbereichen und die Sicherung des Gewerbe- und Industriestandortes.

25.Mai 2012 Rheinpfalz:

Zum Leerstand einer Reihe von Wohnhäusern sagte Seebald, dass viele Häuser älter als 100 Jahre seien, den heutigen Wohnansprüchen nicht mehr genügten und auch über keine Freiflächen rund ums Haus verfügten. Eine Möglichkeit zum Gegensteuern sei die Innenstadtsanierung gewesen, die wesentlich zur Aufwertung der Stadt beigetragen habe. Im Programm „Aktive Stadt” bestehe nun die Möglichkeit, einen Verfügungsfonds anzulegen, der zu 50 Prozent von Bund und Land bezuschusst werde und mit dem die Stadt unter anderem Leerstände erwerben, sie renovieren und dann wieder verkaufen könne. Die Aufnahme in dieses Programm werde er nun den zuständigen Gremien vorschlagen.

18.Oktober 2012 Stadtratssitzung mit Auftragsvergabe an Dr.Ziegler von der TU Kaiserslautern für eine Untersuchung der Leerstände.

19.11.2012  Sitzung von Haupt- + Finanzausschuss wegen einer Auftragsvergabe ENTRA. Herr Seebald meint „den demografischen Wandel steuern geht wohl nicht, darauf einwirken aber doch“ und dabei soll Entra helfen.

Im Dezember 2012 schreibt das „Bläädsche“: Auf Vorschlag von Bürgermeister Karl-Heinz Seebald (SPD) wird nun ein weiterer Prozess gestartet. In gemeinsamer Arbeit von Verwaltung und dem Büro ,,entra“ sollen genauere Informationen zu potenziellen neuen Einwohnern und deren Gründe, bislang nicht nach Rockenhausen zu ziehen, erfahren werden. Aufgrund dieser Erkenntnisse können dann Werbemaßnahmen gestartet werden, mit der Zielsetzung ein Halten bzw. ein leichtes Steigern der Bevölkerungszahl zu erreichen.

Am 22.4.2013 bei der Feier für seine 25 Jahre im Bürgermeisteramt lobt ihn sein Vorstandsfreund im Gemeinde- und Städtebund für die Rettung des maroden Wasserschlosses (private Investoren fuhren das Ding an die Wand und die Stadt hat es jetzt am Bein), für die Gestaltung des Stadtkerns (für die es seit drei Jahren keine Fördergelder mehr gibt), für das Naturerlebnisbad, welches (einem neu aufgelegten Kurzprogramm sei Dank) saniert werden konnte, für die Verkehrsführung (?), für kulturelle Veranstaltungen, das Museum Pachen (um das seit Jahren ein Rechtsstreit tobt), Standortmarketing (gleich drei mal im 5-Jahres-Turnus und immer ergebnislos) oder die Schulpolitik . . . Spiegler betonte, dass nicht nur die vier Urwahlen, in denen Seebald gewählt worden ist, eine unglaubliche Leistung und Anerkennung seiner Arbeit seien. Seebald sei für seine Heimat „auch immer Vordenker gewesen, der nicht nur gedacht, sondern auch gemacht hat.“ Stets sei er auf der Suche nach Neuem zur Fortentwicklung der Region.

Da wär´s doch eigentlich gut gewesen. So eine Lobeshymne. Wenn´s am schönsten ist, soll man doch aufhören – sagt der Volksmund.

Aber dann steht´s doch am 18.5.2013 in der Rheinpfalz: „Ich glaube, dass ich in der Stadt noch das eine oder andere bewegen kann. Und ich habe das Gefühl, dass mir das die Menschen in der Stadt Rockenhausen auch zutrauen.“

Rheinpfalz vom 25. November 2013: Die Ergebnisse der Studie zur systematischen Erfassung von Leerständen in der Innenstadt, die Studenten des Fachbereichs Städtebau der TU Kaiserslautern unter Leitung von Professor Karl Ziegler unentgeltlich durchgeführt haben, liegen vor. Sie sollen am 22. Januar 2014 öffentlich vorgestellt werden, teilte Seebald mit. Es würden anhand konkreter Beispiele aus Rockenhausen Perspektiven und Möglichkeiten aufgezeigt, wie man im alten Stadtkern zeitgemäßes Wohnen und Arbeiten ermöglichen kann, ohne die historische Struktur und den Charakter zu zerstören, so Seebald.

Am 4.Januar 2014 kommt rechtzeitig zum Neujahrsempfang und vor den Wahlen Unterstützung von den Genossen aus Mainz: „Das Land fördert mit weiteren 400.000 Euro die Sanierung der Rockenhausener Innenstadt. Das hat der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz gestern mitgeteilt. Mit dem Geld könnten städtebauliche Maßnahmen im Stadtkern mitfinanziert werden. „Rockenhausen will die Mittel hauptsächlich für private Modernisierungsmaßnahmen sowie städtische Bau- und Ordnungsmaßnahmen wie etwa die Umgestaltung des Rognacplatzes einsetzen“, so Lewentz.

Nur mal so unter uns: Wieviel davon versickerte in der Baulücke Hummel?

Am Neujahrsempfang 2014 sagt er: Deren Probleme (gemeint ist die Innenstadt) sei nur „ein Spiegelbild dessen, was insgesamt in Innenstädten, auch und gerade von kleineren Städten, stattfindet“. Hier gelte es einerseits, Lö-sungsmöglichkeiten für den Strukturwandel weg vom Inhaber-geführten hin zum weitgehend großflächigen Einzelhandel zu finden. Andererseits müsse den veränderten Ansprüchen an die Wohnsituation Rechnung getragen werden. Diese Aufgaben könnten dank eines Landeszuschusses in Höhe von 400.000 Euro und den Ergebnissen der von Studenten der TU Kaiserslautern durchgeführten Innenstadt-Studie in Angriff genommen werden. Der Prozess erfordere jedoch bei einer über Jahrhunderte gewachsenen historischen Altstadt, die „ein Geschenk“ sei, einen Zeitraum von „mindestens Jahrzehnten“.

Ich frage mich nochmal:
Wieviel davon versickerte in der Baulücke Hummel?

15.1.2014 – Aus der Einladung des Stadtbürgermeisters zur Präsentation der Studenten von Professor Ziegler: In der letzten Zeit (?) stellen jedoch der demographische Wandel und die marktwirtschaftlichen Veränderungen  . . . die Stadt vor neue Herausforderungen. .. Vor diesen, sich tendenziell verstärkenden Rahmenbedingungen sind eine aktive Auseinandersetzung mit den städtebaulichen Konsequenzen und die Suche nach Lösungsmög-lichkeiten zur Aufrechterhaltung eines vitalen Stadtkerns unabdingbar.

Am 22.1.2014 schreibt die Rheinpfalz über die studentischen Ergebnisse: Manchmal – oder sogar oft – hilft nur noch der Abriss. Es kommt einem Neuanfang gleich, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Denn das Ziel müsse sein, den Stadtkern lebensfähig zu erhalten. Die Diagnose, die der Dozent und seine Schützlinge für die Altstadt stellt, ist dabei ernüchternd: Fünfeinhalb Prozent der Gebäude in Rockenhausen stehen leer – es ist das Resultat einer gegenläufigen Entwicklung von Bevölkerung und Wohn-raum im vergangenen Jahrzehnt. Während die Zahl der Einwohner zwischen 2000 und 2011 um rund zehn Prozent zurück gegangen ist, stieg die Zahl der Wohnungen und Wohngebäude im gleichen Zeitraum um jeweils mehr als fünf Prozent. Ziegler hat für Rockenhausen einen statistischen Wert errechnet, der ein Überangebot von etwa 24.000 Quad-ratmetern Wohnraum angibt. „Das sind über 180 Einfamilienhäuser oder 240 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern“, erklärt der Wissenschaftler. Es besteht Handlungsbedarf. Mit dem Abbau von Quantität soll mehr Qualität geschaffen werden, denn oftmals lohne sich eine neue Bebauung nach einem gezielten Rückbau nicht. Ohne Freiräume wie Park- und Gartenanlagen oder Stellplätze bestehe kein Anreiz für junge Familien, nach Rockenhausen zu ziehen, erläutern die Studenten. „Die einzige Grün-fläche ist das Unkraut, das aus dem Boden kommt“, sagt Rüdiger Noll über das Gebiet im Stadtkern, das von Waldberg-, Schul- und Alleestraße begrenzt wird.

Ich frage mich: Wieviele marode Häuschen im Zentrum hätte Herr Seebald kaufen können für das Geld, das die Heerschar der Marketingleute, Strahlkraftverstärker und Neu-Töner (jetzt nur mal so gesagt) gekostet hat?

Am Neujahrsempfang 2015 spricht er, wie in jedem Jahr, über den Zustand der Innenstadt: Dieser entspreche in Eigentümerstruktur, Grundstückszuschnitten und baulichem Zustand vieler Häuser „nicht dem, was Menschen, die dort gerne wohnen würden, erwarten“. Dies zu verändern sei aufgrund der Vielzahl und der (finanziellen) Vorstellungen der Eigentümer, aber auch aufgrund „öffentlicher Restriktionen“ – Stichwort Denkmalpflege – äußerst schwierig. Es bedürfe wohl noch vieler (weiterer) Gespräche, „um eine Denkmalzone nicht zu einer Zone für ein Museum ohne wirkliches Leben werden zu lassen“.

Immer wieder auffällig: Wenn es nicht klappt, wenn Widerstand kommt sind die Schuldigen immer die Anderen. Kämpfen gegen Widerstände ist nicht so sein Ding.

Neujahrsempfang 2016: . . . angesichts einer „tendenziell rückläufigen Bevölkerung“ müsse es im Stadtkern „sowohl zu Nutzungsänderungen im gewerblichen Bereich als auch zu Anpassungen in der Wohnraumnutzung“ kommen. Hier sei der Spagat zwischen Bewahrung des städtebaulichen Erscheinungsbildes und den Anforderungen an zeitgemäßes Wohnen zu leisten. Klar sei, dass man den Weg fortsetzen werde: Die Stadt habe bereits ein Anschlussförderprogramm im Auge, „um die finanzielle Unterstützung für die-sen notwendigen Prozess zu bekommen“.

Das nenn´ ich taff: Man hat doch tatsächlich schon ein neues Porgramm „im Auge! Seit 20 Jahre war klar, dass das alte Förderprogramm 2016 definitv abgelaufen ist, und jetzt erst hat man ein Nachfolgeprogramm „im Auge“? Das klingt wie eine Bankrotterklärung.

In der Rheinpfalz am 30.1.2016 auf die Frage, wo noch Handlungsbedarf bestehe? „Wenn wir die Innenstadt als Wohnplatz für mehr Menschen als bisher interessant machen wollen, können wir nicht einfach auf der bisherigen baulichen Struktur beharren. Es muss Auflockerungen geben, es müssen Freiflächen gestaltet werden. Und es muss – obwohl die Innenstadt Denkmalzone ist – Möglichkeiten zu Umbauten geben, so dass die Menschen sagen: ,Jawohl, das ist attraktiv, hier investiere ich.’ Das alles aber unter der Vorgabe, dass wir den Charakter des Stadtkerns so weit wie möglich erhalten.

Ich erspare Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, weitere die Jahre 2017 uns 2018, denn die sätze wiederholen sich, mantraartig, Jahr für Jahr. Taten, die dem selbst postulierten Anspruch gerecht würdden, folgten keine.

Neujahrsempfang 2019: „Trotz der vielen schon getätigten Maßnahmen (?) ist das, was notwendig war und ist, noch nicht abgechlossen. Eine kleine Stadt wie Rockenhausen mit solch einem historischen Stadtkern muss alles dafür tun, dass dieser erhalten bleibt – nicht nur baulich, sondern als lebendiger Kern der Stadt.“ Weiter in der Rheinpfalz: „Er (der Bürgermeister) hoffe, dass diese Aufgabe bald mit staatlicher Unterstützung fortgesetzt werden kann.

Das sagt er 3 Jahre nach dem Neujahrsempfang 2016, an dem er den Bürgerinnen und Bürgern erzählte, er habe schon etwas „im Auge“. Drei Jahre vorbei, nichts passiert und die alte Förderrunde ist noch nicht mal abgerechnet.

Im Interview der Kandidaten am 17.5.2019 in der Rheinpfalz liest sich das dann so:

Wichtig sei, „dass die Altstadt auch unter den veränderten Bedingungen am Leben bleibt“, betont Seebald. Dazu müsse es aber gelingen, sie als Wohnplatz attraktiv zu gestalten – Hoffnung setzt er dabei unter anderem in das Folgeprogramm der Stadtsanierung. Ziel sei es, die Flächen für gewerbliche Nutzung im Zentrum zu reduzieren, an „ausgewählten Punkten“ aber zu erhalten.

Wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt . . .

Im eingangs zietierten Interview sagt er im Rückblick auf seine 31 Jahre Amtszeit dann abschließend, die Stadtentwicklung sei für ihn „ein Prozess, der weiter geht. Der – obwohl er schon ein sehr positives Zwischenergebnis hat – doch immer wieder in eine Phase kommt, wo neue Impulse notwendig sind.“                                                       

Ich sage: Ein neuer Bürgermeister könnte durchaus so ein neuer Impuls sein!