Corona macht die Zeitung dünner: Kein Vereins-Leben, kein Amateursport — also auch keine Berichte darüber. Weniger Werbung – weniger redaktioneller Inhalt. Es müssen ja immer 2 Seiten sein, um ein bedruckbares Blatt zu bekommen. Die Rheinpfalz schlägt sich wacker in diesen Zeiten, versucht zumindest auf den überregionalen Seiten ihr hohes Niveau zu halten. Sie gibt sich auch große Mühe, das durch die Restriktionen besonders hart betroffene kulturelle Leben nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und räumt regionalen und überregionalen kulturellen Themen auch entsprechend großen Raum ein. Und ab und zu erscheint dann auch schon mal Kulturelles aus unserem Städtchen auf der überregionalen Seite, blitzt sie besonders wahrnehmbar auf, die an Neujahrsempfängen so gerne beschworene „Strahlkraft des Kulturstandortes Rockenhausen“.

Zuletzt so geschehen am 10. November. Ich würde Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, den Artikel jetzt gerne zu lesen geben, traue mich aber nicht, da der Chef-EDVler der Rheinpfalz kürzlich und heftigst mit der Copyright-Keule und Abmahnung gedroht hat. Wenn Sie aber gleich nachschlagen, finden Sie ihn noch im EPaper auf der Rheinpfalz-Homepage.

Kulturredakteur Markus Clauer befasst sich darin mit der aktuellen Entwicklung rund um das Museum Pachen, seinen Namensgebern, seiner Entstehungs- und Erfolgsgeschichte und den daran beteiligten Protagonisten. Trauriger Anlass des Berichts ist die Nachricht, dass wesentliche Werke der Sammlung versteigert werden, was wiederum Ergebnis eines zehn Jahre währenden Erbstreits ist.

Im Bericht kommt dem ehemaligen „ewigen Bürgermeister“, wie ihn Herr Clauer nennt, eine Hauptrolle zu. Aber auch der neue Bürgermeister kommt zu Wort. Beide äußern sich zur momentan gerade mal äußerst ungewissen Zukunft des Museums. Und in einem Satz stellt Herr Clauer durchaus auch klar, wo der Schwarze Peter für diese trübe Zukunft zu suchen ist, nämlich beim damals Verantwortlichen – wo auch sonst. Weitere juristische Fakten verloren sich dann zwischen den überwiegend kulturredaktionellen Betrachtungen und hinterließen bei mir, bei anderen Leser*innen und vor allem bei der überregionalen Leserschaft, die die örtlichen Gegebenheiten ja nicht kennt, einen genau gegenteiligen Gesamteindruck: „Der Neue“, der die Suppe „des Ex“ auslöffeln muss, hat nicht nur, sondern IST auch der Schwarze Peter. Fatal.

Eine Vernissage im Museum Pachen 1.12.2019 – Foto: P.Gläser

Das ging übrigens allen so, mit denen ich über den Bericht sprach, und alle waren irritiert, dass Herr Clauer dem „Ewigen“ diese meinungsbildende Plattform, wie sie eine überregionale Kulturseite nun mal darstellt, derart breit überließ und dessen Behauptungen unkommentiert stehen ließ, bzw. ihnen nur einen einzigen Satz entgegenhielt: „Allerdings fußt, dass die Sammlung teilweise überhaupt verkauft werden kann, auf Versäumnissen, die in seine Regentschaft fallen.“

Eigentlich wollte ich dann gleich schreiben und so auch meiner zunächst Internet-technisch, aber kurz danach dann auch Corona-technisch bedingten Schreibpause ein Ende bereiten. Nicht, dass ich erkrankt gewesen wäre. Nein, das Abreißen des politischen Inputs von heute auf morgen durch den Wegfall von Sitzungen hatte dafür gesorgt und natürlich auch eine gewisse Lethargie in diesem kontaktarmen und irgendwie komplett anderen Jahr.

Andererseits wollte ich denen, die mir unterstellen, dass ich mich stets und ausschließlich und aus persönlichen Gründen am Ex-Bürgermeister abarbeiten und dem Neuen anbiedern würde, nicht mit meinem ersten Blog nach der „Sendepause“ neue Nahrung für ihre allzu simple Theorie verabreichen. Wie denn sonst, außer durch laut werden oder öffentlich schreiben , sollen meine Politiker merken, dass sie sich nach meinem Dafürhalten gerade ziemlich daneben benehmen? Und wenn der Ex „süffisant“ und „mit leichtem Bedauern“ Fakten dermaßen ignoriert, wie in diesem Beitrag, bzw. die Fakten so umstrickt, dass daraus unsinnige Vorwürfe gegen einen anderen werden, dann kann ich da einfach nicht die Klappe halten.

Ich habe also mal wieder einen Leserbrief an die Rheinpfalz geschickt. Ich weiß allerdings nicht, wann oder ob er veröffentlicht wird. Aber weil der Name Michael Vettermann jetzt seit dem 10.November ungerechtfertigt und überregional in den Hinterköpfen der Leser*innen festhängt als Synonym für einen, der die Rockenhausener Kunst gegen die Wand fahren will, gehört mein Leserbrief, wenn er veröffentlicht wird, daher auch überregional gelesen.

Liebe Leserinnen und Leser, ich überlasse Sie nun der Lektüre meines Briefs und freue mich, wie immer, über Ihr Feedback. Herzliche Grüße und bleiben Sie gesund, Ihr Peter Gläser

Jan Bernstein: „untitled“ – Kahnweilerpreis 2019 – ausgestellt im Museum Pachen – Foto: P.Gläser

Leserbrief

„Ausverkauf mit Ansage“ titelt der Autor, menetekelt über die Weiterexistenz, fragt nach Gründen und stellt die Schuldfrage. Kulturredakteur Clauer berichtet über die Auktion etlicher schwergewichtiger Werke der Sammlung Pachen. Ich bin noch am Lesen, da erreichen mich schon erste Reaktionen von Freunde*innen aus dem gesamten Verbreitungsgebiet meiner Zeitung, ist ihr das Geschehen doch einen halbseitigen Bericht auf der überregionalen Kulturseite wert. Wie denn die Rockenhausener mit ihrem Museum so umgehen könnten, werde ich gefragt.

Fakt ist: Der „Ausverkauf mit Ansage“ ist das Ergebnis eines Erbstreits mit möglicherweise weitreichenden Folgen. Herr Clauer macht sich daher Sorgen um die inhaltliche Ausrichtung des Museums und zitiert dabei den „zerknirschten Stadtbürgermeister Michael Vettermann“, der solche Bedenken ebenfalls „einräume“. Mit dieser Formulierung führt Herr Clauer die Leser*innen allerdings auf eine falsche Fährte, klingt das doch so, als habe sich Herr Vettermann mit einem selbst eingebrockten Desaster herumzuschlagen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Er hat nichts einzuräumen, sondern aufzuräumen. Und zwar aufzuräumen hinter einem über Jahre verschleppten Erbstreit. Ursache des Streits ist ein vor vielen Jahren offensichtlich schlampig geschlossener Vertrag.

Das Verfahren endete mit einem Vergleich. Das bedeutet, dass das Oberlandesgericht die Ansprüche des Erben ausreichend nachvollziehbar fand für eine Zulassung des Verfahrens und nicht, wie erhofft, die Klage abwies. Es gehören halt immer zwei dazu und daher wird es dem Geschehen nicht gerecht, im Artikel nur ein Bild von den „schwierigen Pachens“ zu zeichnen, die offensichtlich nichts anderes bezweckten, als dem „ewigen Bürgermeister“ das Leben schwer zu machen, wo der doch, die „treibende Kraft“ beim Entstehen des Museums war.

Die Pachens mit ihrer Sammlung waren ein Glücksfall für Rockenhausen, das stimmt. Auch Herr Deutschle mit seinen Uhren ist so ein Glücksfall und Herr Kahnweiler mit seiner Stiftung auch. Drei hochkarätige Glücksfälle also, die dem „ewigen Bürgermeister“ passierten, die er dann weiterentwickeln konnte und denen Rockenhausen inzwischen einen Gutteil seines Images verdankt. Bei diesem Weiterentwickeln wurden aber offensichtlich Fehler gemacht und die Auktion wesentlicher Sammlerstücke ist deren wenig glanzvolle Konsequenz.

Auf meine Bürgeranfrage teilte mir das Oberlandesgericht im Februar 2020 auf meine Bürgeranfrage mit: „Das Verfahren wurde auf übereinstimmenden Antrag beider Parteien im Mai 2018 zum Ruhen gebracht und wurde Januar 2020 wieder aufgerufen. Der Zeitpunkt der Verfahrensbeendigung ist derzeit nicht abzusehen.“ Bereits im Mai 2018 gab es also einen Verfahrensstillstand, aber erst im darauffolgenden Dezember wird der Haupt- und Finanzausschuss quasi nebenher über den Sachstand informiert. In der Niederschrift heißt es: „Allerdings habe die Gegenseite nun vorgeschlagen, die Sammlung nicht zu versteigern, sondern aufzuteilen. Er (Anm.: Bürgermeister Seebald) werde sich mit dem Anwalt der Stadt in Verbindung setzen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.“ Das Verfahren ruhte da also schon sieben (!) Monate – in Anbetracht nahender Wahlen ein Schelm, der Böses dabei denkt.

„Allerdings fußt, dass die Sammlung teilweise überhaupt verkauft werden kann, auf Versäumnissen, die in seine Regentschaft fallen.“ Ende des Zitats. Nicht nachvollziehbar daher, wenn Herr Seebald „Bedauern angesichts der Auktion“ äußert, aber gleichzeitig „leise Kritik“ übt, dass es „die Stadt hat so weit kommen lassen“. Er unterliegt hier, mit Verlaub, einer veritablen Wahrnehmungsstörung. Als „studierter Jurist“ weiß er doch genau, dass „die Stadt“ (womit er seinen Nachfolger meint) in Erfüllung des Vergleichs gar nicht anders handeln kann. Und es macht auch sprachlos, wie er aus dem pflichtgemäßen Handeln seines Nachfolgers „mangelnde Wertschätzung für das Museum und die Kunst“ werden lässt und, als sei das nicht genug, auch noch „süffisant“ unterstellt, dass Herrn Vettermann nichts am Zusammenhalt der Sammlung gelegen sein. Haarsträubend auch, vor allem in Kenntnis der städtischen Haushaltssituation, ist seine Behauptung, ER hätte ein für die Stadt besseres Prozessergebnis erzielen können (wenn man ihn denn nur gelassen hätte), was dann (natürlich) „bessere Karten für die Stadt bedeutet hätte, selbst Werke zurückzukaufen“. Und anmaßend ist der Versuch, das höchstrichterlich festgestellte und verfahrensentscheidende Fehlen der genauen Aufstellung des Nachlasses als überzogene Formalie abzuqualifizieren.

Diese fehlende Faktensicht ist einfach eines Ehrenbürgers nicht würdig und die Verunglimpfung seines Nachfolgers auch nicht. Es wäre mehr als nur fair, der kulturredaktionellen Betrachtung der Causa Pachen noch eine faktenbasierte Aufarbeitung folgen zu lassen, natürlich auch überregional. Da könnten auch mal die Erben zu Wort kommen, da könnte die Mammutaufgabe für Herrn Vettermann aufgezeigt werden, den Karren wenigstens wieder einigermaßen flott zu machen. Und allerhöchste Zeit ist es, den Bürger*innen der Stadt einmal alle Kosten zu liefern. Ich habe für die Auktion ein erwartetes Ergebnis von einhundertsechzigtausend bis zweihundertdreitausend Euro aufaddiert, ob das wenigstens für die Gerichts- und Anwaltskosten reicht?

Link zum Museum:

https://www.xn--nordpflzerland-bib.de/kultur-tourismus/museen-und-ausstellungen/sonderausstellungen-museum-pachen/

Links zum Auktionshaus Lempertz, Köln:

https://www.lempertz.com/lempertz_api/images/Kat_1163_DaySale_Dez_2020_DS.pdf z.B. Seiten 13, 42, 79, 82 usw. https://www.lempertz.com/lempertz_api/images/Kat_1162_EveningSale_Dez_2020_DS.pdf Seiten 70 und 71